Einzelhändler insgesamt zufrieden / Aktionen sollen Kunden locken Einkauf zum Event machen

Sprechen übers Gewerbe (von links): Bundestagsmitglied Björn Simon, GVD-Vorsitzender Guido Kaupat, Stadtverordnetenvorsteherin Andrea Wacker-Hempel, Landtagsabgeordneter Christoph Mikuschek und Bürgermeister Dieter Lang. Bild: bär

Dietzenbach – Inflation, hohe Energiekosten, zurückhaltende Kunden. Die Gewerbetreibenden in der Kreisstadt kämpfen mit schwierigen Zeiten. Die Händlerinnen und Händler blicken auf dem Jahresempfang des Dietzenbacher Gewerbevereins dennoch optimistisch in die Zukunft. Für die Einzelhändler sind der persönliche Kontakt zu Kunden und das Einkaufserlebnis entscheidend für den Erfolg.

Daniela Rogge betreibt die Spielzeugkiste an der Schmidtstraße. Sie weiß, wie man Kunden in den Laden lockt. Es reiche nicht aus, nur eine gute Auswahl zu bieten, der Einkauf müsse für sie ein Event sein. Aktionen, wie das jüngst veranstaltete „Heimat shoppen“ helfen den Händlern dabei, sich zu präsentieren und so neue Kunden auf sich aufmerksam zu machen.

Die gestiegenen Kosten spürt Rogge auch in ihrem eigenen Geschäft. „Man merkt , dass die Menschen auf ihr Geld achten.“ Die Umsätze seien aber in Ordnung, so Rogge, Konkurrenz durch den Internethandel habe sie kaum. „Das betrifft eher die Großkonzerne.“ Die Dietzenbacher Einzelhändler hätten einen großen Vorteil gegenüber dem Online-Handel: die persönliche Beratung. „Wir haben in der Altstadt viele inhabergeführte Geschäfte, die kennen ihre Kunden und beraten sie vor Ort.“

Das bestätigt auch Irmgard Weber. Mehr als 40 Jahre führte sie die Parfümerie am Stadtbrunnen. „Viele Kunden wollen diesen persönlichen Kontakt.“ Weber, seit Kurzem im Ruhestand, weiß, welche Vorteile Beratung gegenüber dem Kauf über das Internet hat: „Bei uns müssen die Kunden nicht erst fünf verschiedenen Lippenstifte oder Cremes kaufen, um dann festzustellen, dass sie nicht zu ihnen passen. Wir zeigen ihnen gleich die richtigen Produkte.“ Für sie ist die Altstadt zudem ein guter Standort. „Das bestätigen mir auch Kollegen. Wir sind in Dietzenbach gut aufgestellt.“

Stefan Rogge, Zweiter Vorsitzender des Gewerbevereins Dietzenbach (GVD) und Mitglied der IG Altstadt stimmt Weber zu. „Den Geschäften geht es einigermaßen gut.“ Verantwortlich dafür sei auch die Mischung rund um den Stadtbrunnen. Rogge: „Der Mix aus Handel und Gastronomie macht die Altstadt für viele Menschen attraktiv.“ Wie Ehefrau Daniela ist sich auch Stefan Rogge sicher, dass die Läden offensiv für sich werben müssen, um neue Kunden anzulocken. Dafür sei zum einen Reklame im Internet ein probates Mittel, zum anderen würden Aktionen wie „Heimat shoppen“, das „Altstadtfrühstück“ oder auch die Altstadt Kerb helfen, neue Menschen in die Geschäfte zu bringen. Denn es gebe noch immer Dietzenbacher, die das Angebot in der Altstadt nicht kennen würden, sagt Rogge. Für das kommende Jahr hat die IG einen Altstadtmarkt geplant. Dieser soll am 15. und 16. Juni stattfinden.

Die unsicheren Zeiten mit Pandemie und Inflation haben jedoch nicht alle Läden überstanden. „Wir haben durch Insolvenzen und Geschäftsaufgaben in den vergangenen rund vier Jahren etwa zehn Mitglieder verloren“ sagt Guido Kaupat, Vorsitzender des Gewerbevereins. In den Jahren zuvor sei es dem rund 180 Mitglieder starken Vereins stets gelungen, die Mitgliederzahl Jahr für Jahr zu erhöhen. Seit der Pandemie sei jedoch ein umgekehrter Trend zu erkennen, bilanziert Kaupat. Fest macht er das neben den gestiegenen Preisen auch an zu viel Bürokratie oder dem Fachkräftemangel. Kaupat ruft zudem die Einzelhändler auf, sich den Kundenwünschen anzupassen, nur so würden die Geschäfte am Markt bleiben.

Von Joshua Bär