Dietrich-Bonhoeffer-Schule zeigt „Schneewittchen“ Wenn sich Theater zu einem Stück Integration entwickelt

Die Schüler der Intensivklassen der Dietrich-Bonhoeffer-Schule hatten beim Einstudieren und natürlich auch bei der Aufführung von „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ riesigen Spaß. Foto: Kammermeier

Dietzenbach (tsk) – Ali ist sieben Jahre alt und stammt aus Pakistan. In der Intensivklasse der Dietrich-Bonhoeffer-Schule (DBS) ist er bisher als sehr zurückhaltender Schüler wenig, bis gar nicht aufgefallen. Doch plötzlich ist Ali ein kleiner Star, dem applaudiert wird. Denn er tritt mit den anderen Schulkameraden und der zweiten Intensivklasse vor der kompletten Schulgemeinde in der Sporthalle auf. Dort ist er einer der sieben Zwerge in dem Märchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“. Und Ali, der bisher kaum ein Wort im Unterricht von sich gegeben hat, sagt klar, deutlich und souverän seinen Text ins Mikrofon: „Wer hat aus meinem Becherchen getrunken?“ Dann marschiert er stramm und geschäftig mit seiner Zipfelmütze und den anderen Zwergen durch die Turnhalle. Im Entenmarsch: „Und eins und zwei und drei... ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm und vorwärts, rückswärts, seitwärts, ran.“ Die jungen Zuschauer finden das lustig, lachen und zählen begeistert laut mit.

Während der beiden Aufführungen des Theaterstücks, das im Rahmen des städtischen Projektes „Dietzenbach in Bewegung“ gefördert wurde, gibt es von den jungen Zuschauern häufig Szenenapplaus. Und erst recht am Ende der Veranstaltung. Da verbeugen sich alle jungen Schauspieler artig.

Die mehr als zwei dutzend Kinder der beiden „I-Klassen“ stammen aus vielen verschiedenen Ländern. Sie sind im Alter von sechs bis elf Jahren. Einige sprechen schon mehrere Sprachen, etwa Spanisch, Katalanisch, Arabisch und Berberisch. Nun sollen sie sich mit der deutschen Sprache anfreunden. Das Theaterstück hilft dabei. Hier erlernen sie Deutsch auf spielerische Weise, erklärt Evelyn Tzschenke, Klassenlehrerin einer der Intensivklassen. Bei manch einem wächst während des Prozesses der Ehrgeiz. So etwa bei Fatima, die die Königin spielt. „Mein Vater hat gesagt, dass ich das gut lernen muss“, erzählt sie. Das hat sie dann auch beherzigt und ihre Sprechszenen mit ihrem Bruder fleißig gelernt. Nicht nur ihre Rolle hat sie mit Bravour gemeistert. Tzschenke erzählt, dass ihr Deutsch seitdem viel flüssiger geworden ist und sie sich im Unterricht deutlich mehr beteiligt als zuvor. Schließlich waren alle bei dem Projekt, dass über ein komplettes Schuljahr lief, hoch motiviert bei der Sache. Auf die Frage, was ihr denn am besten gefallen hat, antwortet Kautar, einer der sieben Zwerge, nach einer langen Denkpause „Alles!“ und lächelt.

Mit Schneewittchen gelangte zum zweiten Mal ein Märchen mit den Kindern der I-Klasse der DBS auf die Bühne. Im vergangenen Jahr wurde „Hänsel und Gretel“ aufgeführt. Neu war jetzt, dass die Schüler eigene Sprechrollen hatten. Im nächsten Jahr ist angedacht, dass sich noch eine erste und eine vierte Klasse an dem Projekt beteiligt, sagt Carla Peters, Klassenlehrerin der zweiten Intensivklasse. Projektkoordinatorin Rosemarie Neidinger erklärt: Die harmonische Zusammenarbeit zwischen Senioren und Kindern hat sich wieder bewährt“. Die Leitung des Projektes lag bei der 86-jährigen Märchenfee Erika Hohmann.