Stadt schlägt Erhöhung von 67 Prozent vor Magistrat will Essensgeld anheben

Eltern werden für das Mittagessen ihrer Kinder in den städtischen Betreuungseinrichtungen künftig wohl mehr bezahlen müssen. symbol Bild: dpa

Heusenstamm – Auf Eltern, die ihre Kinder in einer der städtischen Kitas betreuen lassen, kommen künftig wohl höhere Gebühren zu. Der Magistrat plant, das Verpflegungsentgelt in den städtischen Betreuungseinrichtungen auf 100 Euro zu erhöhen – ein Plus von rund 67 Prozent. Grund dafür seien die gestiegenen Kosten.

40 Euro werden Eltern laut dem Beschlussvorschlag des Magistrats ab dem 1. September 2024 mehr zahlen müssen, wenn ihr Nachwuchs in den Kitas, der Schulkindbetreuung oder dem Hort verpflegt wird. Derzeit liegt die Gebühr bei 60 Euro. „Die Kosten für die Betreuungen galoppieren uns davon“, begründet Bürgermeister Steffen Ball (CDU) den Beschlussvorschlag im vergangenen Jugendausschuss. Die Einnahmen deckten schon lange nicht mehr die Kosten, sagt Ball. Aktuell würden die zu zahlenden Gebühren 44,5 Prozent der Verpflegungskosten abdecken, mit der Anhebung stiege der Wert auf etwa 75 Prozent, rechnet der Rathauschef vor.

Ausreichend sei die Erhöhung auf 100 Euro jedoch nicht. Ball: „Bei Vollkostenberechnung müsste die Gebühr bei 134,90 Euro pro Monat liegen.“ Er weist darauf hin, dass die Aufwendungen für Mittagessen sowie das Personal zum 1. Dezember dieses Jahres um 22,5 Prozent steigen würden. Auch ohne die Erhöhung mache die Stadt pro Monat derzeit einen Verlust von etwa 50 000 Euro.

Das Plenum nimmt den Vorschlag zustimmend auf. Oliver Jakoby (CDU): „Wir müssen kostendeckend arbeiten.“ Er sieht derzeit eine hohe Subventionierung seitens der Stadt. Volker Sedlacek (SPD) hält die Erhöhung für „mehr als angemessen, sie sollte erschwinglich sein“. Uwe Klein (FDP) begrüßt den Vorschlag ebenfalls, gibt allerdings zu bedenken, dass der Zuschuss der Stadt durch die Erhöhung nur minimal sinke. „Andere Städte verlangen 200 oder sogar 300 Euro“, wirft Sandra Horn von den Freien Wählern ein. Ball entgegnet: „Wir möchten die Erhöhung sozial verträglich gestalten.“ Eine detaillierte Kalkulation werde die Verwaltung im Haupt- und Finanzausschuss am kommenden Mittwoch vorlegen. Mit 13 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung spricht sich der Ausschuss für eine Empfehlung des Beschlusses an die Stadtverordneten aus.

Nach dem Essensgeld beschäftigt die Mitglieder auch der künftige Bedarf sowie die Kosten in den Betreuungseinrichtungen. Kerstin Stanek, Leiterin des Fachbereiches Soziales, legt dazu den Bedarfsplan bis zum Jahr 2028 vor. Derzeit stehen 955 Betreuungsplätze in den elf Heusenstammer Kitas zur Verfügung. „Darunter fallen 769 auf Kitas, 186 auf U3“, informiert Stanek. Doch nicht alle könnten belegt werden. Derzeit stünden 65 Plätze wegen Integrationsmaßnahmen nicht zur Verfügung. Davon betroffen seien hauptsächlich die Kindertagesstätten. 97 Plätze könnten aufgrund fehlenden Personals nicht belegt werden. Darüber hinaus betreuen neun Tagesmütter 39 Kinder.

In den vier Schulkindbetreuungen, dem Hort sowie den Angeboten am Campus und im ehemaligen Fernmeldezeugamt stünden 441 Plätze zur Verfügung. Derzeit arbeiten laut ihren Angaben 124 Männer und Frauen in den Einrichtungen, 51 davon in Teilzeit (Stand 1. November 2023).

Weitere Angebote kommen im nächsten Jahr hinzu. 136 Betreuungsplätze entstehen derzeit auf dem Campusgelände an der Jahnstraße. Dort errichtet die ASB eine Kita mit rund 100 Plätzen (wir berichteten). Die Einrichtung soll laut ASB-Geschäftsführerin Ulrike Berger zum 1. Juli 2024 öffnen. 36 weitere kommen durch die Erasmus-Grundschule hinzu, die ebenfalls kommendes Jahr an den Campus ziehen wird.

Durch die neuen Angebote sei es der Stadt möglich, „alle Wartelisten stark zu minimieren“, sagt Stanek. Der Fachbereich erwarte für die Kita-Betreuung sogar einen Überhang. Der Sozialdezernent des Kreises Offenbach, Carsten Müller, an diesem Abend zu Gast im Ausschuss, gibt jedoch zu bedenken, dass der Überhang mindestens 15 bis 20 Prozent betragen sollte. „Wenn ein förderbedürftiges Kind einen Platz beansprucht, fallen fünf Plätze weg“, rechnet er vor. Ob ein Kind förderbedürftig ist, werde jedoch oft erst in den Einrichtungen ermittelt.

Die Zahl der Betreuungsplätze werde künftig weiter steigen, informiert die Fachdienstleiterin. Allein bis April kommenden Jahres prognostiziert Stanek einen Anstieg auf 849. „Der Bedarf liegt für Kinder über drei Jahre generell bei nahezu 100 Prozent“, sagt sie. Auch für U3-Kinder seien mehr Plätze zu erwarten. Für das kommende Jahr rechnet Stanek mit 276, 2028 könnten es 288 sein. Für die Aufwendungen heißt das: Sie werden ebenfalls zunehmen. Bis 2026 könnten um rund 52 Prozent, sagt Stanek.

Von Joshua Bär