Heusenstammer stellen Stadt bei ADFC-Test erneut kein gutes Zeugnis aus Nur „ausreichend“ fürs Fahrradklima

Wenig gute Bewertungen hat die Schlossstadt beim ADFC-Klimatest erhalten. Bild: schmedemann

Heusenstamm – Es ist eines der großen Ziele der schwarz-grünen Koalition und von Bürgermeister Steffen Ball: Den Radverkehr in Heusenstamm sicherer und besser zu machen. Davon ist die Schlossstadt allerdings noch weit entfernt. Zumindest laut dem Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) für 2022. 224 Teilnehmer haben bei der nicht repräsentativen Umfrage den Radverkehr in Heusenstamm bewertet. Mit der Note 3,9 bleibt die Radfreundlichkeit weiter „ausreichend“. Im Vergleich zum vergangenen Test (3,8) ist sie allerdings sogar schlechter geworden.

Zwar ist die Gesamtnote nur um marginale 0,1 Notenpunkte gesunken, auffällig ist allerdings, dass beim aktuellen Test – wie schon 2020 – fehlende öffentliche Räder, die Ampelschaltung sowie die fehlende Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen negativ herausstechen. Bürgermeister Steffen Ball ist von dem Ergebnis nicht überrascht: „Mantraartig wiederhole ich, dass wir die Situation des Radverkehrs in Heusenstamm verbessern, Verkehre auf Augenhöhe bringen müssen. Insofern wundert mich die Bewertung nicht.“

Mit 5,3 erhielt der Punkt „öffentlichen Fahrräder/Fahrradverleih“ erneut die schlechteste Note. Ball weist darauf hin, dass sich ein solches Modell nicht rechne: „Eine Bedarfsanalyse unseres Klimaschutzmanagers im vergangenen Jahr hat ergeben, dass entstehende Kosten im Vergleich zum Erlös wirtschaftlich nicht vertretbar sind für die Stadt. Einem privaten Anbieter würden wir uns nicht verschließen.“

Roland Heidl, Radverkehrsbeauftragter Heusenstamms sieht für öffentliche Drahtesel ebenfalls kaum Bedarf „Das Fehlen von öffentlichen Rädern bewerte ich nicht als gravierend, auch wenn es stimmt. Ich denke, dass in Heusenstamm alle versorgt sind, die ein Fahrrad nutzen möchten.“

Anders beurteilt der Radfahrbeauftragte die schlechte Bewertung bei den Kontrollen von Falschparkern auf den Radwegen. Sie erhielt die Gesamtnote 4,9 und wurde damit um durchschnittlich 0,4 Notenpunkte schlechter eingeschätzt, als in vergleichbaren Orten. „Ich denke, dass hier noch viel mehr nötig ist“, sagt Heidl. Rathauschef Ball widerspricht: „Wenn unsere Ordnungspolizisten zugeparkte Radwege sehen, reagieren sie. Selbstverständlich.“ Er schränkt jedoch ein. „Sie können aber nicht überall sein.“ Ebenso mit „mangelhaft“ (4,8) bewertet worden ist die Ampelschaltung für Radfahrer. Dort sieht auch Heidl Handlungsbedarf. Es gelte jedoch, zwischen städtischen und Landesstraßen zu unterscheiden.

Gerade einmal „Ausreichend“ ist laut Klimatest auch die Werbung für den Radverkehr. Auch Heidl sieht dort Luft nach oben. Er schlägt vor: „Neben der Abstand-Kampagne könnten Aktionen durchgeführt werden, dass kurze Strecken mit dem Rad beziehungsweise zu Fuß zurückgelegt werden sollten und nicht mit dem Auto.“

Ein Blick auf das Städteranking macht die negativen Eindrücke ebenfalls deutlich: So liegt die Schlossstadt in ihrer Ortsgrößenklasse nur noch auf Platz 23 von 57. Zum Vergleich: Beim Fahrradklima-Test 2020 belegte Heusenstamm noch Rang 15. Im Kreis Offenbach ist die Schlossstadt vom vierten auf den neunten Platz abgerutscht.

Die Infrastruktur bietet für den Radverkehr jedoch auch Positives. So ist es laut den Befragten in Heusenstamm weiterhin möglich, zügig durch die Stadt zu radeln. Mit der Note 2,8 ist die Zufriedenheit in dem Punkt im Vergleich zu 2020 aber ebenfalls gesunken.

Besonders gut schneidet die Schlossstadt im Vergleich zu ähnlichen Städten bei der Fahrradmitnahme im öffentlichen Verkehr ab. Mit einer Gesamtbewertung von 3,2 liegt Heusenstamm um 1,2 Notenpunkte höher als der Durchschnitt,

Am besten Schnitt auch in diesem Jahr der Punkt: „Geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung“ ab. Mit der Note 2,5 liegt aber auch er unter dem Ergebnis des vorherigen Tests (2,2).

Von Joshua Bär