Sommerausstellung des Künstlervereins Schräg- und Schieflagen

„Schräglage“ lautet das Thema, das sich die Mitglieder des Künstlervereins Heusenstamm für ihre Sommerausstellung gestellt haben. Die Werke sind bis zum kommenden Sonntag, 29. Mai, im Haus der Stadtgeschichte in der Eckgasse 5 zu sehen. Foto: pro

Heusenstamm (pro) – Ein jedes der elf Talente hätte eine eigene Ausstellung bestreiten können. Gemeinsam bringen sie in diesen Tagen eine enorme Vielfalt an Phantasie und Stimmungen ins Haus der Stadtgeschichte. Dort eröffnete der Künstlerverein am Freitagabend seine Sommerausstellung, die etwas in „Schräglage“ geriet.

Zu diesem Thema schufen die meisten Teilnehmer ein oder mehrere Werke, die einen roten Faden in das kunterbunte Sammelsurium bringt. Zum Beispiel mit den „Bänkern“ von Klaus Hartung: „Zwei Banker sitzen verschlafen mittags auf einer Bank. Ob sie von der Deutschen Bank sind, weiß ich nicht“, schreibt der Maler. „Aber bei fast allen Geldinstituten herrscht doch ein Chaos.“

Vereinsvorsitzender Wolfgang Franz knüpft da an, schuf ein Aquarell nach dem Vorbild eines Katastrophenfilms, in dem die Frankfurter Bankentürme in den Fluten aus Geldscheinen wanken.

Vervierfacht hat Monika Neeser den mit Pinsel und zarten Acrylfarben arg gebeugten Turm von Pisa, Ludwig Mühlenberg wählte den „sehr schrägen Kirchturm“ von der Insel Burano bei Venedig und zeichnete ein Segelboot in bedrohlicher Schieflage.

Die Heusenstammer Galeristin Irene Rekus vertritt die abstrakte Fraktion, stellte schwarz und weiß gegeneinander. Und auch die Quilt-Künstlerin Christel Rukwied stellte sich dem aktuellen Motto, fertigte schräge Streifen und Dreiecke aus textilen Elementen, allein in rot auf schwarz oder in der typischen, kunterbunt-fröhlichen Komposition.

Brigitte Fischer verarbeitete ein „unvergessliches, selbst erlebtes Naturphänomen“, als in Kanada bei heißer Mai-Sonne und eisigem Wind Eisplatten an einem See zu zerbrechen begannen und unzählige kleine und große Eisnadeln bildeten. Die Malerin hielt die abstrakte Schönheit in Acryl fest.

Aus Fundholz dagegen hat Margret Mühlenberg ihre Werke für die Ausstellung hergestellt.

Die Aktiven des Kreises krallten sich jedoch nicht an dem Thema fest, bereichern die Ausstellung auch mit ganz persönlichen Werken.

Hartung ist viel unterwegs, dokumentierte Kirschblüten wie den Markt in Alt-Delhi oder den Sonnenuntergang auf der Insel Juist. Einen Pinselstrich Gesellschaftskritik vermittelt Vorsitzender Franz, wenn er eine Handvoll Tomaten oder Blumenzwiebeln, Frauen auf dem Acker oder einen Mann im Zuckerrohr titelt mit „Alles Bio“. Der Sprecher wies in seiner Begrüßung mit einer Legende von einem „schiefen“ Schiffsbau süffisant auf so manche politische „Schieflage“ im Land hin. Mit viel Humor schuf Wolfgang Moosbrugger, Karikaturist und neues Mitglied im Künstlerkreis, gewisse Schräglagen. In seinem Sachsenhäuser Atelier kreierte er den Ebbelwoi-Kommissar. Der schräge Vogel steht mit langem Schnabel und ebensolchen Schuhen in vielfacher Ausfertigung als Figur unter einer Plastikhaube und um ein Geripptes.

Südländische Atmosphäre zur Vernissage vermittelte Ma-Yara Bolanos mit Gitarre und zartem Gesang. Die Architektin aus Nicaragua studierte in Europa und absolviert gerade einen freiwilligen Dienst in einer Dietzenbacher Kita. Die Ausstellung ist noch bis zum Sonntag, 29. Mai, zu folgenden Zeiten zu sehen. Werktags von 16 bis 18 Uhr, samstags von 14 bis 19 Uhr und sonn- und feiertags von 11 bis 19 Uhr