Weiter Kritik an Verkehrsversuch auf der Industriestraße Sorge vor Unfällen

Die neuen Markierungen an der Industriestraße werden weiter hitzig diskutiert. Manche Bürger wollen die Straße künftig meiden. Bild: Schmedemann

Heusenstamm – Der geplante Verkehrsversuch auf der Industriestraße erhitzt weiter die Gemüter. Nachdem Heusenstammer bereits im Internet vehement gegen das Experiment protestierten, haben sich nun Anwohner an die Redaktion gewandt und fordern, das Experiment abzublasen.

Franz Zink ist sauer: Der Kulturpreisträger der Stadt hält den geplanten Verkehrsversuch zwischen Lessing- und Werner-von-Siemens-Straße für unverantwortlich. „Jeder Verkehrsteilnehmer ist gefährdet.“ Zink, laut eigener Aussage auf der Industriestraße selbst oft mit dem Fahrrad unterwegs, werde sie künftig meiden. „Ich habe Angst, dass dort etwas passiert.“ Kritik übt Zink auch am Verhalten der Stadt. Diese müsste von den Bedenken der Bürger wissen, ist er sich sicher. „Der Bürgermeister hätte die Kritik längst annehmen und den Versuch stoppen müssen.“

Auch Wolfgang Taubert kann die Entscheidung der Stadt nicht nachvollziehen. „Für die Radfahrer ist es viel gefährlicher als vorher“, meint der Inhaber des gleichnamigen Pelzgeschäftes an der Friedrich-Ebert-Straße. Bei Gegenverkehr müsse der Autofahrer aufgrund der schmalen Fahrbahn auf den Schutzstreifen ausweichen. Das gelte auch, wenn sie Radfahrer überholen, denn dann müssen die den vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,50 Meter einhalten, sagt der Unternehmer. Es sei daher kaum möglich, auf der für Autos vorgesehen Fahrbahn zu bleiben. Taubert: „Wenn dann auch noch ein Lkw oder Bus entgegenkommt, muss ich ja den gesamten Schutzstreifen befahren.“ Taubert versichert, dass sich auch einige seiner Kunden über die neue Verkehrsführung beschwert hätten. „Sie halten das alle für eine riesige Steuerverschwendung.“ Verständnis für das Experiment hat der 85-Jährige nicht. „Man muss doch als Stadt sehen, dass das zu gefährlich ist, da hat wieder jemand etwas aus einem Büro heraus geplant, ohne sich das richtig angeguckt zu haben“, schimpft er. Der Händler ist sich sicher, dass es auf dem Abschnitt bald zu einem Unfall kommt: „Es dauert nicht lange, dann liegt der erste unter einem Auto.“

Roland Heidl, ehrenamtlicher Radverkehrsbeauftragter der Stadt, rät indes dazu, den Versuch laufen zu lassen. „Es müssen sich erst einmal alle Verkehrsteilnehmer an die neuen Markierungen gewöhnen.“ Er habe Verständnis, wenn Autofahrer von der neuen Verkehrsführung noch irritiert seien, betont aber, dass der Versuch noch gar nicht gestartet sei. Laut Angaben der Stadt startet er am 1. November. Bis dahin würden noch Verkehrsschilder ausgetauscht. Dass derzeit noch auf dem alten Radweg gefahren werde, um möglichen Konflikten mit Autos auszuweichen, versteht Heidl. Er erinnert jedoch an ein Sicherheitsaudit von 2020, nachdem der Weg zu schmal sei, damit ihn, wie bisher, Radler und Fußgänger gleichzeitig nutzen können. Die Stadt hatte darüber ebenfalls mehrfach informiert. „Es gibt keine Alternative zu diesem Verkehrsversuch“, sagt Heidl, gibt jedoch zu, sich auf dem Abschnitt auch nicht immer wohlzufühlen. Das liege aber nicht an den Markierungen, versichert er, sondern an Autos, die zu dicht überholten. Er ist sich trotz der Kritik, die auch ihm zugetragen wurde, sicher, dass der Versuch erfolgreich verläuft.

Von Joshua Bär