Wildkräuterwanderung mit Natascha Jaskulla im Naherholungsgebiet Erkunden was sich in heimischen Gefilden alles finden lässt

Die Heilpflanzenexpertin Natascha Jaskulla erklärt, welche Kräuter nicht nur gut schmecken, sondern auch medizinische Wirkung entfalten. Foto: man

Mühlheim (man) – Am Rand des Himalajas muss niemand auf Kräuterjagd gehen, auch die Fahrt an die Ostsee oder die Provence kann man sich aus dem Grund sparen. Im Naherholungsgebiet von Dietesheim zeigte die Gesundheitsberaterin und Heilpflanzenexpertin Natascha Jaskulla vor Kurzem im Auftrag der Volkshochschule, was sich in heimischen Gefilden für Gaumen und Gesundheit alles finden lässt.

Man erkennt nur, was man kennt. Wer von den Feinheiten der Botanik nichts weiß, der kann gerade mal Löwenzahn oder Brenneseln bestimmen.

Die Weiße Taubnessel nicht mit Brenneseln zu verwechseln, nimmt sich schon diffiziler aus. „Die Taubnessel schützt sich durch die Ähnlichkeit“, erklärt Jaskulla eine Finte der Evolution. Die Taubnessel lässt sich aber schmerzlos anfassen und verspeisen.

Die unterhaltsam erzählende VHS-Dozentin bescheinigt der Pflanze eine „leicht entwässernde Wirkung“.

Um jedoch eine ausgemachte Blasenentzündung in Schach zu halten, eigene sich das Kraut nicht wirklich.

Konkreter wirke der Weißdorn, nicht bei Blasengeschichten, aber bei Problemen mit dem Blutdruck, „egal ob zu hoch oder zu niedrig“. Eine medizinische Studie habe nachgewiesen, dass sich die durchschnittliche Lebenserwartung bei Blutdruckpatienten erhöhe, die zu ihren verschriebenen Medikamenten Weißdorn-Extrakte einnähmen. Die Wirkstoffe der Beeren ließen durch Einlegen in Wodka isolieren, „den sollte man dann jedoch nur in medizinischen Dosen trinken“.

Ziel der Führung sei nicht, die Teilnehmer in Apotheker zu verwandeln, „sondern dass ihr euch viel merkt und wisst, ihr lauft auf Essen herum“. Von Hokuspokus, der angeblich die Wirkung einer Pflanze erst zur Geltung bringe, hält Jaskulla nichts: „Unsere 08/15-Kräuter, die haben nun mal ihre spezifischen Stoffe.“ Es sei also überflüssig, „wenn vor dem Sammeln um Mitternacht bei Vollmond zehn Jungfrauen um eine Eiche tanzen“.

Von den heimischen Pflanzen ließen sich 90 Prozent verzehren. Wer von den restlichen zehn probiere, müsse jedoch nicht fürchten, das Zeitliche zu segnen, „man bekommt eventuell Kopfweh oder Durchfall. Mehr aber nicht“. Tödliche wirkende Gewächse der gefleckte Schierling sind in unseren Breitengraden rar.

Der Ahnungslose subsumiert eine weiteres Gewächs am Wegesrand arglos unter Unkraut. Die Knoblauchrauke sieht mit ihren grünen Blättern ziemlich unscheinbar aus, die erinnern geschmacklich aber tatsächlich an ihren Namensgeber. Die ätherischen Öle der Knoblauchrauke wirkten „leicht desinfizierend“. Jaskulla rät generell, nicht gleich von allen Kräutern so viel wie möglich zu essen. Der an Supermarktprodukte gewöhnte Magen müsse sich gewöhnen. Außerdem gelte auch hier, „die Dosis macht es“.

Manche Teilnehmer haben sich mit einem Korb präpariert, ähnlich wie zum Pilze sammeln. Nach dem Gang durchs Naherholungsgebiet steht die Praxis an.

Jaskulla zeigt in der Montessori-Schule, wie sich die heimischen Wildkräuter und Heilpflanzen verarbeiten lassen.

Als klassisches Heilkraut gilt der „Kleine Odermennig“, der helfe bei Hals- und Rachenkatarrh. Wissenschaftlich sei die Erkenntnis der Volksheilkunde auch belegt, während für Pharmazeuten ein Gewächs wie der Beifuß keine biochemisch nachweisbare Wirkung entfalte. Das trifft nicht für die Kamille zu, zumindest nicht für die „Echte Kamille“, zu erkennen an dem Hohlraum in der Blüte, „die wirkt entzündungshemmend auf die Magenschleimhaut“.

Der „Stinkende Storchschnabel“ firmiert im Volksmund wegen der angeblich sexuell stimulierenden Wirkung unter „Kindsmacher“.

Der Botaniker Carl von Linné gab dem Gewächs im 18. Jahrhundert seinen Namen.

Der Schwede beschäftigte den Assistenten Robert, der von Körperhygiene wohl wenig hielt.

Der Storchschnabel verströmte für die Nase des Naturforschers ein ähnliches strenges Odeur wie sein Helfer, was Linné zum Namen „Geranium robertianum“ inspirierte.