Besucherzahl beim Neu-Isenburger „Open-Doors-Festival“ blieb weit hinter den Erwartungen zurück Von den Fans im Stich gelassen

The Gypsys auf der Autokino-Bühne vor Fans und Kamera, dank der das Konzert auch auf Leinwänden gezeigt werden konnte. Fotos: lfp

Neu-Isenburg (lfp) – Rund 100 Autos am Freitagabend bildeten den Besucherrekord des dreitägigen Festivals „Open Doors“ – mit jeweils 350 Autos zu den verschiedenen Shows hatten die Veranstalter eigentlich gerechnet. Das Musikspektakel, das weit über die Grenzen von Neu-Isenburg hinaus bekannt ist, ging am Wochenende zum 28. Mal über die Bühne – genauer eine einzige Bühne. Denn die Veranstaltung, die unter normalen Umständen Zigtausende von Freitag bis Sonntag an die ein Dutzend Bühnen in die Neu-Isenburger Innenstadt lockt, musste nun, aufgrund von Corona-Regeln, auf einer Bühne im Autokino Gravenbruch stattfinden. Zudem musste erstmals ein Eintrittsgeld erhoben werden, in diesem Fall 50 Euro für ein Auto. Aufgrund des schleppenden Vorverkaufs wurden schließlich aus einem Auto zwei. Doch die Resonanz blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Dementsprechend groß war die Enttäuschung bei Michael Kercher, Geschäftsführer der Neu-Isenburger Agentur „12 Löwen“, und den Verantwortlichen der Stadt Neu-Isenburg, die mit 70.000 Euro dazu beigetragen hat, dass „Open Doors“ in diesem Jahr überhaupt stattfinden konnte. Auf treue Fan-Gemeinschaften hatten die Veranstalter vergeblich gesetzt.

Neu-Isenburgs Bürgermeister Herbert Hunkel und Landrat Oliver Quilling, beide stets aktive Kulturbotschafter, standen am Freitag auf der Bühne, um die Gäste am besucherstärksten Abend zu begrüßen. „Für Neu-Isenburg ist es eine wichtige Botschaft an alle, dass wir versucht haben, die Reihe dieser besonderen – und in den vergangenen Jahren auch immer überaus erfolgreichen – Veranstaltung nicht zu unterbrechen und sie trotz Beachtung aller Corona-Auflagen fortgeführt haben“, betonte Bürgermeister Herbert Hunkel. Landrat Oliver Quilling, der „Open Doors“ im Zusammenhang mit dem Kultursommer Südhessen vertrat, lobte das große Engagement des Organisationsteams.

Boten die über 100 Autos mit den Besuchern am Freitagabend noch eine ansehnliche Kulisse für die Kultband The Gypsys, so konnte man, ja man musste, am Samstagnachmittag von einer blamablen Situation sprechen. Wer glaubte, jene Zahl von 29 Fahrzeugen, die zum Vor-Event von Ryffhuntr, dem Auftritt der Newcomer-Band Vellocet aus Speyer, gekommen waren, würde sich merklich steigern, sah sich getäuscht. „Wir haben unsere gebuchten Anmeldungen alle abgehakt, vielleicht kommt ja noch jemand spontan“, war an der Zufahrtskontrolle zu hören. Es sollte bei einem einzigen Nachzügler bleiben. Gerade mal ein Dutzend Fans tummelten sich vor der Bühne – in der Vergangenheit war beim Ryffhuntr-Auftritt an der Kreuzung von Friedrichstraße mit der Frankfurter Straße angesichts der begeisterten Menschenmenge kaum ein Durchkommen möglich gewesen.

Nichts unversucht gelassen haben die Macher, um die Reihe der „Open-Doors“-Erfolgsgeschichte fortzuführen. „Jede Band erhält das vereinbarte Honorar, das ist uns wichtig“, betont denn auch Kercher, der selbst als Percussion-Artist bei The Gypsys agiert. Und Christopher George von der Eventagentur „12 Löwen“ verweist darauf, dass jede der vier Newcomer-Bands mit einem Sponsor-Hardware-Preis von rund 2.000 Euro nach ihrem Auftritt bedacht wurde.

„Open Doors“ – von den Fans im Stich gelassen, gerade in einer Zeit, in der es die Bands so dringend benötigt hätten. Nicht nur Michael Kercher kritisierte die „Geiz-Ist-Geil“-Mentalität. „Wenn die sich schon solche Mühe machen, dann sollte man das auch mal mit seinem Erscheinen honorieren“, sagten Elke, Annette, Thomas und Matthias, die am Freitagabend aus Götzenhain gekommen waren. „Für Neu-Isenburger sollte es doch geradezu eine Pflicht sein, diese tolle Veranstaltung gerade in diesen Zeiten zu unterstützen“, sagte Andreas Schwirner, der mit seiner Frau am Samstagnachmittag zu Ryffhuntr gekommen war. Solcher Unterstützer in Corona-Zeiten hätte es freilich mehr bedurft.

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