Infoveranstaltung mit vielen Vereinen im Rathaus Isenburger Vorfreude aufs Alter

Und nun die Hände zum Himmel: Zur Auflockerung gibt es eine kleine Runde Gymnastik für die Senioren. Foto: Postl

Neu-Isenburg (lfp) – Gesellschaftliche Themen haben in Neu-Isenburg schon traditionell einen hohen Stellenwert. So gilt die Hugenottenstadt in vieler Hinsicht als vorbildlich, wenn nicht gar als beispielhaft. Dies betrifft sowohl das Netzwerk von sozial ausgerichteter Institutionen und insbesondere die Seniorenbetreuung. Gerade das Älterwerden ist derzeit eine gesellschaftliche Herausforderung, sind doch die tradierten Strukturen nicht mehr so vorhanden wie vor 20 oder 30 und schon gar nicht, wie vor 50 Jahren, vorhanden. Sorgten früher Familienverbände unter einem Dach für die Erziehung und Betreuung der Kinder als auch für die Pflege älterer Familienmitglieder, so ist heute die gesamte Gesellschaft aufgefordert, diese Aufgaben zu übernehmen.

Besonders das Älterwerden wird im Zuge des demografischen Wandels als eine besondere Herausforderung der Zukunft gesehen – auch in Neu-Isenburg. In der Hugenottenstadt hat man sich schon recht frühzeitig um diese Thematik gekümmert. Dennoch gibt es immer wieder neue Erkenntnisse um das Älterwerden aber auch wie ältere Menschen wohnen und leben wollen. Gerade hier soll insbesondere die Möglichkeit, so lange als möglich in den eigenen vier Wänden alt zu werden, eine Förderung erfahren. Doch was sehen ältere Menschen als Erfüllung ihres Lebensalltages? Gerade in dieser Hinsicht brachten Surveys (Umfragen oder gezielte Befragungen) in den letzten Jahren erstaunliche Fakten zutage.

Um die Situation des Älterwerdens aber auch das Wohnen im Alter in der Hugenottenstadt darzustellen, hatte die Stadt Neu-Isenburg am Samstag zu einer Informationsveranstaltung in den Plenarsaal des Rathauses eingeladen. Im Foyer stellten sich zahlreiche Verein und Institutionen vor, die Leistungen für ältere Menschen erbringen. Dies reichte von Notfällen über den täglichen Essen-Service bis hin zu Angeboten von Senioren- und Pflegeheimen aber auch die Sterbebegleitung war ein Thema.

Im Rahmen seiner Begrüßung stellte Neu-Isenburgs Bürgermeister Herbert Hunkel das städtische vorbildliche Netzwerk von Beratungsstellen und Senioreneinrichtungen, dazu noch Hilfsdienste und Anbieter von senioregerechten Wohnungen vor. Dabei geht die Stadt Neu-Isenburg mit besten Beispiel voran, wie Stefan Burbach, Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewobau, aufzeigte. Zu den bereits bestehenden 170 Seniorenwohnungen kommen in den nächsten zwei Jahren weitere hinzu. Im nächsten Jahr sollen 72 barrierefreie Wohnungen im Birkengewann bezugsfertig sein, in 2020 dann nochmals 89 weitere – in den Isenburger Gärten.

Die Stadt Neu-Isenburg erhält zudem Belegungsrechte für das GSW-Projekt (Gemeinnütziges Siedlungswerk) auf Grund und Boden der Katholischen Gemeinde St. Christoph in Gravenbruch. „Auch auf dem Gelände der Evangelischen Kirchengemeinde in Gravenbruch soll ein ähnliches, wesentlich größeres Projekt verwirklicht werden, doch das bedarf noch einiger Verhandlungen und Abstimmungen“, so Bürgermeister Herbert Hunkel. Gisela Mauer bedauerte, dass sich auf dem Gelände des neuen Stadtquartiers Süd kein privat-gemeinschaftliches Wohnprojekt realisieren lasse, wie das Gingko-Projekt in Langen.

Recht interessant das Referat von Cornelia Coenen-Marx zum Thema „Neue Wege im Alter“. Die Pastorin und Autorin der Agentur „Seele und Sorge“ verwies auf ein gänzlich geändertes „Lebensbild“ der heutigen älteren Generation. „Die dritte Hälfte unseres Lebens ist ein zusätzliches Geschenk“, verwies die Referentin auf die höhere Lebenserwartung mit einer einhergehenden Mobilität aber auch Ansprüchen der Woodstock-Generation, die jetzt dem Rentendasein zustrebt. Gemäß einer Umfrage leben rund 40 Prozent der Menschen jenseits der Rentengrenze alleine. „Aber alle haben das Bedürfnis irgendwie von der Gesellschaft wahrgenommen in integriert zu werden“, betonte Coenen-Marx. Gleichzeitig wollen sich viel vitale ältere Menschen noch mit ihren Erfahrungen aber auch mit ihrer Hilfsbereitschaft für andere einbringen. Die Lösung sah die Referentin in einer veränderten gesellschaftlichen Struktur, in der das Quartier die Aufgaben der früheren Großfamilie übernimmt und man füreinander einsteht.