HUGENOTTENLAUF Bastian Liewig und Lena Becker beim Halbmarathon in Neu-Isenburg vorne „Mami, holen wir den Papi noch ein?“

Und los. Über die zehn Kilometer treten 304 Läufer an.

Neu-Isenburg – Anne Lindner hat gerade ihre Kinder Theo und Hannah in ihren Baby-Jogger gepackt. „Mami, holen wir den Papi noch ein?“, will der Vierjährige wissen. „Das kann gut sein“, sagt seine Mutter – erklärt aber dazu, dass sie nur zehn Kilometer laufen werden. „Unser Papa ist bestimmt schon fünf Kilometer weit weg, aber der muss ja noch viel weiter laufen“, erklärt die Offenbacherin. Ihr Mann Christoph war mit 635 Konkurrenten über die Halbmarathon-Distanz beim Hugenottenlauf gestartet. „Wir haben alle viel Freude am Laufen, deshalb wechseln wir uns auch mal ab – heute hatte mein Mann mal Vorrang“, erklärt Anne Lindner. Dann war es auch schon Zeit, sich in das Starterfeld für dem Zehn-Kilometer-Lauf einzureihen.

Noch viel früher traf sich die Gruppe des Radteams Neu-Isenburg, die sich für die Streckensicherung bereit erklärt hatte. „Da fehlt doch noch eine, die Wichtigste überhaupt“, sagte Sylvia Erkel. Und dann kam sie auch schon: Anna Scheffold. „Ich habe mir nur noch was Warmes, eine Regenkleidung und entsprechende Verpflegung eingepackt, denn ich werde da wohl drei bis vier Stunden ausharren müssen“, sagte die Isenburger Radlerin. Sie hatte die Absicherung eines weit liegenden Streckenpostens der Halbmarathon-Distanz übernommen. Stefan Straach radelte zum Start des Schülerlaufes. „Ich hoffe, dass mich das keiner überholt“, scherzte er. Auf dem Weg kreuzte er die Gruppe um Miriam Kiefer vom SC Steinberg, die ihre Lauf-Kids noch einmal taktisch einstimmte. „Ab hier müsst ihr dann eine Temposteigerung machen“, lautete die Anweisung.

59 Teilnehmer waren am Start über die fünf Kilometer, dazu noch einmal 21 „Walker“ über die gleiche Distanz. „Es gibt immer einige, die sich früh anmelden und dann aber nicht kommen, dafür hatten wir über 100 Nachmeldungen“, sagte Heidrun Schäffer-Rettig vom städtischen Sportamt. An der Startlinie zum Zehn-Kilometer-Lauf standen insgesamt 304 Teilnehmer – unter ihnen auch Langstreckenläuferin Petra Wassiluk vom DSW Darmstadt. Sie hat über viele Jahre immer wieder Laufgruppen aufgebaut – mit dem finalen Ziel Frankfurt Marathon. „Die haben sich mittlerweile verselbstständigt, auch hier sind wieder einige am Start, aber diesmal konzentriere ich mich auch mich selbst“, sagte Wassiluk.

Sie wolle den Zehn-Kilometer-Lauf als letzten großen Test für die anstehenden deutschen Meisterschaften nutzen. Und das gelang ihr auch eindrucksvoll: Mit einer Zeit von 37:55 Minuten kam sie als schnellste Frau ins Ziel.

Mitten im Aufbau nach einer Corona-Erkrankung befand sich Lena Becker. Die Läuferin des TGV Schotten führt derzeit die Wertungsliste des Main-Lauf-Cups der Frauen an und möchte diese auch bis zum Abschluss verteidigen. Nachdem sie nach 1:28,48 Stunden als schnellste Frau im Ziel war, sagte sie: „Ich bin nicht sonderlich zufrieden, wenngleich die Zeit annehmbar ist – aber was Corona mit einem mental macht, das ist schon brutal.“ Den Halbmarathon gewann Bastian Liewig (DSW Darmstadt) in 1:16,47 Stunden.

Zu dieser Zeit wartete Anne Lindner mit ihren Kindern im Ziel auf ihren Mann. Der kam nach 2:13,20 Stunden, das bedeutete den 61. Platz in seiner Altersklasse, ins Ziel. Besser lief es bei Anne Lindner: Trotz Baby-Jogger mit zwei Kindern, belegte sie den dritten Platz in ihrer Altersklasse über die Zehn-Kilometer-Distanz.
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