Liesel Dörr ist im Alter von 100 Jahren gestorben Trauer um ein Isenburger Original

Liesel Dörr (1917-2018) Foto: Postl/Stadt Neu-Isenburg/p

Neu-Isenburg (red) – Liesel Dörr ist am 13. November im Alter von 100 Jahren verstorben. Geboren wurde „Liesel“ am 24. Dezember 1917 in Neu-Isenburg als Elisabeth Himmelreich in der Löwengasse im Alten Ort. Bereits ganz am Anfang ihres Lebens stand ein Schicksalsschlag: Eine Woche nach ihrer Geburt starb ihre Mutter, der Vater war im Krieg. Liesel wuchs bei den Großeltern auf. Nach dem Besuch der Volksschule von 1924 bis 1932 schloss sie eine Lehre als Wäschenäherin und Gesellin an (1932-1937) und heiratete 1937 ihren Mann Walter, mit dem sie bis zu dessen Tod am 20. Dezember 1980 zusammen war. Gemeinsam mit ihrem Mann führte sie von 1950 bis 1980 ein Milchgeschäft an der Taunusstraße/Ecke Waldstraße. Die beiden bekamen drei Söhne: Erhard (geboren 1938), Walter (1943) und Heinz (1961). Es sollte ein weiterer Schicksalsschlag folgen: Im Alter von nur 18 Jahren verstarb Sohn Walter.

Seit ihrer frühesten Jugend engagierte sich Liesel Dörr in den Isenburger Vereinen, darunter der Verein Hilfe für ältere Bürger, der VdK-Ortsverband, die Freiwillige Feuerwehr, der Sanitätsverein, der Gesangverein Frohsinn, die Watze, die Watzedonier, der Gesellschaftsclub, die TSG, der GHK und der Volksbildungsverein. Sie war 1932 Gründungsmitglied im Frauenchor Liederzweig und von 1964 bis 1991 zweite Vorsitzende. Am 20. September 1997 wurde sie vom Sängerbund Hessen für „65 Jahre aktive Sängerin“ geehrt. Aber vor allem die Isenburger Fastnacht hatte es ihr angetan: Seit 1947 stieg Liesel Dörr immer wieder selbst in die Bütt und wurde für ihre humorvollen Beiträge vom Publikum gefeiert.

Von 1965 bis 1993 war sie die Präsidentin der Abteilung Karneval innerhalb des Frauenchores Liederzweig sowie von 1966 bis 1997 Beisitzerin im Arbeitskreis der karnevaltreibenden Vereine. Auch im

Vorstand der Interessengemeinschaft Isenburger Vereine war Liesel Dörr seit 1981 Beisitzerin.

Für ihre Verdienste um Neu-Isenburger Vereine wurde sie am 22. Dezember 1982 mit der Bürgermedaille und am 14. Dezember 1992 mit der Ehrenplakette der Stadt Neu-Isenburg geehrt. Am 23. Dezember 1997 erhielt sie den Ehrenbrief des Landes Hessen anlässlich ihres 80.

Geburtstages, der groß im katholischen Gemeindezentrum St. Josef gefeiert wurde. Ihre Frauen vom Liederzweig und der Frohsinn-Sängerbund, die Kümmler und das Isenburger Mundartensemble sangen. Alle mit ihr eng verbundenen Fastnachter, die IG Vereine, Freunde und Verwandte waren mit dabei. So kannten und liebten die Isenburger ihre Liesel Dörr: Immer mittendrin und dabei nicht zu übersehen oder zu überhören. Zu ihrem 100. Geburtstag setzte der Verein für Geschichte, Heimatpflege und Kultur (GHK) ihr ein Denkmal mit dem Bändchen „Liesel Dörr – Gedichte, Lebensweisheiten und Poesie“. Das Buch enthält die gesammelten Gedichte, Verse, Lieder und Lebensweisheiten der Liesel und ihre „Sprüchelsche“, die sie gerne mit viel Temperament und Fröhlichkeit zum Besten gab. Denn dafür war sie bekannt: ihre oft in Reimform vorgetragenen Lebensweisheiten und ihre Geschichten über „Iseborsch“, die sie aus dem Stegreif auch noch im hohen Alter vortrug.

Bürgermeister Herbert Hunkel und Erster Stadtrat Stefan Schmitt schreiben in einer gemeinsamen Pressemitteilung: „Mit Liesel Dörr ist eines der letzten Isenburger Originale verstorben. Die Zeit, in die sie geboren wurde, war dunkel. Sie musste mehrere Schicksalsschläge ertragen. Und trotzdem hat sie, allen Widrigkeiten zum Trotz, nach vorne geblickt. Sich nicht unterkriegen lassen. Anderen geholfen und ihnen beigestanden. Zum Teil mit den Lebensweisheiten, die in dem Buch des GHK über sie festgehalten wurden aber auch mit ihrem Talent, andere zu unterhalten, das ihr in die Wiege gelegt wurde. Sie ist ein Vorbild für Lebensmut und Lebensfreude. Wir werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren.“