Das Instrument zeigt seine humoristische Seite Gabriel Dessauer begeistert beim Orgelkonzert

Freuen sich über ein rundum gelungenes Orgelkonzert: Beatrix Müller-Mamerow, stellvertretende Vorsitzende der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim, Spiridoula Nikolaou vom Sponsor Frankfurter Volksbank, Organist Gabriel Dessauer und der Schirmherr Stadtbezirksvorsteher Markus Graff. Foto: eis

Bergen-Enkheim (eis) – Zum bereits 113. Orgelkonzert hatten der Förderkreis Orgel und Orgelmusik an St. Nikolaus und die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim in die St. Nikolauskirche geladen. Die unter der Schirmherrschaft von Stadtbezirksvorsteher Markus Graff stehende Veranstaltung trug den Titel „Eine kleine Nachtmusik – die heitere Orgel“. Der international renommierte Organist Gabriel Dessauer wollte an diesem Abend einmal eine andere Seite der „Königin der Instrumente“ zeigen, was ihm auch sehr gut gelang.

Die Besucher konnten dem Organisten dabei dank Videokamera und Leinwand auf Finger und Füße schauen, denn neben den vier Manualen der Orgel, wollte auch das große Basspedal bedient werden. Bernd Walz, der Leiter des Förderkreises und selbst als Organist in St. Nikolaus tätig, begrüßte die Konzertbesucher und wies darauf hin, dass das extreme Wetter Einfluss auf die Stimmung der Orgel gehabt habe und bat bereits im Vorfeld, eventuelle Misstöne zu entschuldigen. Von diesen war im Verlauf des Abends aber nichts zu hören.

Organist Gabriel Dessauer hat Freude an den „bunten Sachen“

Gabriel Dessauer selbst gab zunächst eine kurze Einführung in das von ihm gespielte Programm und meldete sich auch während des Konzerts immer wieder per Mikrofon zu Wort, um zu den gespielten Stücken und deren Komponisten noch einige Informationen zu geben. Er freue sich immer, wenn er eingeladen werde seine „bunten Sachen“ zu spielen, sagte Dessauer. „Warum darf Musik nicht fröhlich und rhythmisch sein – auch in einer katholischen Kirche?“, stellte der Organist zu Beginn eine rhetorische Frage.

Die Orgel hat im 19. Jahrhundert manchmal ein ganzes Orchester ersetzt

Dass die Orgel vor allem in England im 19. Jahrhundert in vielen Stadtteilen ein Orchester ersetzt habe und daher auch eine große weltliche Orgeltradition rühre, dürfte sicher für einige Besucher eine neue Information gewesen sein.

Insbesondere die musikalische Vielseitigkeit der gespielten Stücke machte den Abend sehr kurzweilig. Zunächst kam Mozarts „Eine kleine Nachtmusik“ zur Aufführung, gefolgt von Zsolt Gardonyis „Mozart Changes“. Dabei pendelte die Musik zwischen dem klassischen Stil einer Mozartsonate und Jazz hin und her. Mit dem Stück „I love the colourful world“ von Naji Subhy Hakim, einem gebürtigen Libanesen, der in Frankreich lebt, wurde es dann moderner. Gabriel Dessauer erklärte, dass dies im besten Sinne „moderne Orgelmusik des 21. Jahrhunderts“ sei, die auch die Mischung der Kulturen in der Musik zum Ausdruck bringe. Amüsanter war schon aufgrund der Thematik die vierteilige „Cat Suite“ des Kanadiers Denis Bédard. Der Komponist hatte das Werk seiner verstorbenen Katze „Francis“ gewidmet und den einzelnen Teilen die Titel „Prrrelude“, „Katzen beim Spielen“, „Katzenschläfchen“ und „Toc – cat – a“ gegeben.

„Fränkische Weintänze“ erklingen auf der Kirchenorgel

Weiter ging es mit „Fränkischen Weintänzen“ von Hans-Uwe Hielscher, die jedoch wenig an Franken denken ließen. Denn der „Silvaner“ kam in Form eines flotten Tangos daher, während der „Spätburgunder“ dem Blues huldigte. Beides Dinge, die man sonst auf einer Kirchenorgel kaum zu hören bekommt.

Auch „Ein Männlein steht im Walde“ gehört eher zum untypischen Repertoire auf dem großen Instrument. Die humoristischen Variationen des 2013 verstorbenen Franz Lehrndorfer über das bekannte Lied, zeigten aber, dass es seinen Platz im Programm mehr als verdient hatte. Lehrndorfer war für seine Improvisationen bekannt und fragte häufig die Konzertbesucher, welches Stück sie sich wünschten, über das er dann frei improvisierte, wusste Gabriel Dessauer zu erzählen.

Komposition von Felix Arndt macht auf der Orgel eine gute Figur

Musikalisch ging es danach mit dem Stück „Nola, a silhouette“, des hierzulande unbekannten, früh verstorbenen Komponisten Felix Arndt zur amerikanischen Salonmusik, die eigentlich für Klavier komponiert wurde, aber auch auf der Orgel eine hervorragende Figur machte.

Mit Scott Joplins „The Entertainer“ gab es dann ein wohl jedem Besucher bekanntes Stück zu hören, bevor „The Phantom Regiment“ und „Bugler’s Holiday“ von Leroy Anderson das offizielle Ende des Konzerts bildeten. Anderson war vor allem durch das Stück „The Typewriter“ bekannt geworden, dieses wiederum durch den Einsatz im Film „Der Ladenhüter“ mit Jerry Lewis.

Dessauer entlockt der Orgel an St. Nikolaus ungewohnte Klänge

Ausgiebiger Beifall belohnte Gabriel Dessauer für sein Spiel, bei dem er der Orgel auch immer wieder ungewohnte Klänge entlockt hatte. So klang sie manches Mal wie Blechbläser, dann wieder wie eine Klarinette oder erinnerte sogar hin und wieder an eine Gitarre. Doch natürlich hatte der Künstler auch noch eine kleine Zugabe in petto. Zunächst wähnte man sich ganz klassisch bei Bachs „Toccata und Fuge in d-Moll“, doch rasch wandelte sich der Stil des Stücks „Swinging Bach“, wie der Name vermuten lässt, ins swingend-jazzige. Komponist Porter Heaps hatte unter anderem Hammondorgeln verkauft und auf diese Weise seinen Kunden die Musik Bachs näher zu bringen versucht.

Nach nochmals ausgiebigem Applaus für Gabriel Dessauer war das Konzert dann beendet und die Besucher konnten sich bei einem „Spätschoppen“ vor dem Gotteshaus noch mit Wein und Schmalzbroten für den Nachhauseweg stärken.