Von wundervollen Fenstern und zarten Orgelklängen Jahresfahrt führt den Förderkreis für Orgelmusik

Die Ausflügler bewunderten die großartigen Orgeln in Main und Ingelheim – Hörgenuss inklusive. Foto: p

Bergen-Enkheim (red) – Bei blauem Himmel startete der Förderkreis Orgel und Orgelmusik an St. Nikolaus zu seiner Jahresfahrt, die dieses Mal nach Mainz und Ingelheim führte.

Die Teilnehmer hatten sich pünktlich an der Enkheimer Heilig Kreuz Kirche versammelt. Man begrüßte und freute sich, viele Bekannte der Orgelgemeinde zu sehen. Da der Bus in einem Unfallstau steckte, verzögerte sich die Abfahrt. Doch schließlich ging es über Bergen von der St. Nikolaus-Kirche zur Autobahn, über die die Ausflügler doch recht schnell nach Mainz kamen.

Die Teilnehmer erhielten Informationen über die Städte Mainz und Ingelheim

Die Teilnehmer erhielten wie immer eine ausführliche schriftliche Einführung in die Historie der Gebäude und ihre Umgebung, die angeschaut wurden sowie eine kurze Geschichte der Städte Mainz und Ingelheim und eine Beschreibung der Kirchen und deren Orgeln. Mit nur geringer Verspätung kamen die Orgelfreunde in der Nähe von St. Stephan an. Die Kirche befindet sich auf einem Hügel, dem Stephansberg. Wie die Teilnehmer erfuhren, ist die Kirche die älteste gotische Kirche am Mittelrhein und neben dem Mainzer Dom die wichtigste der Stadt.

Eine Besichtigung von St. Stephan stand auf dem Programm

Der Innenraum birgt eine einmalige Besonderheit: Beim Hineingehen in die Kirche fiel den Besuchern der ruhige, schnörkellose Bau auf – aber dann staunten sie über die Fülle und Vielseitigkeit der Chagallfenster rundum, deren Blautöne überwogen. Die Ausflügler erhielten einen ausführlichen und kompetenten Vortrag über die einzelnen Fenster in der Apsis – neun Fenster insgesamt. Es sind die letzten Kirchenfenster, die dieser Meister geschaffen hat. Im hohem Alter verstand er es, vielseitige Aussagen bildlich zu machen, differenzierte Zusammenhänge zwischen dem Glauben der Juden und der Christen. Er zeigt, dass Juden und Christen zusammengehören. Voller Staunen folgten die Besucher den einzelnen Erklärungen der Glasbilder. Die restlichen Fenster wurden auf ausdrücklichen Wunsch Chagalls von Charles Marq ausgeführt.

Kardinal Lehmann weihte 2013 die großartige Orgel

Anschließend bewunderten die Ausflügler die großartige Orgel, die 2013 von Kardinal Lehmann geweiht wurde. Sie steht im südlichen Querhaus – ein glänzender Silberton betont die Größe dieses Instruments: „Die Metalloberflächen nehmen die Wirkung der Fenster in sich auf, spiegeln sie wider und vertiefen die Farbwirkung“, schrieb der Orgelbauer Philipp Klais. Kantor Otterbach führte den Besuchern das Instrument mit einigen Kompositionen vor. Dabei wurde noch einmal sinnend auf die Fenster geblickt.

Die Deckengemälde der Augustinerkirche gefielen den Ausflüglern sehr

In der Augustinerkirche – mittlerweile Seminarkirche des Priesterseminars der katholischen Diözese Mainz – begrüßte die Organistin die Ausflügler. Die helle, relativ kleine Barockkirche wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut. Die Deckengemälde und mancher Schmuck empfanden die Ausflügler als doch dem Rokoko nahe. Sie hörten die nun ganz anderen, zarten, aber dadurch auch sehr klaren Töne der fast originalen Barockorgel der Orgelbauer Stumm mit ausgewählten, zum Instrument passenden Werken. Nach dem Mittagessen im „Augustinerkeller“ ging es gestärkt mit dem Bus nach Ingelheim.

Sehr nahe der ehemaligen Kaiserpfalz hält der Bus und im Rahmen einer Führung durch die eindrucksvollen Resten wurde von der wechselvollen Geschichte und Bedeutung berichtet. Im Foyer der Saalkirche stand eine Stärkung mit Kaffee und Kuchen bereit. Im Kirchenraum staunten die Ausflügler, dass die doch kleine romanische Kirche zwei Orgeln hat: Eine historische von 1853 im Querhaus und auf der Westempore eine sehr große mit 83 Registern, vier Manualen und Pedal.

Ein Video mit dem Innenleben der Orgel beeindruckte den Förderkreis

Letztere wurde 2008 von der First Presbyterian Church aus Passaic, New Jersey, erworben – von Skinner 1930 erbaut. Da man dessen Orgeln als Rolls Royce unter den Orgeln bezeichnet, waren die Teilnehmer sehr gespannt auf den Klang und nahmen erwartungsvoll im Kirchenraum Platz. Die Ausflügler richten den Blick auf einen fahrbaren Orgelspieltisch, der sozusagen auf den Altartreppen stand mit entsprechendem technischen Zubehör. Es gab ein Video aus dem „Innenleben“ der Orgel mit Klangbeispielen, vorgeführt vom Ehepaar Iris und Carsten Lenz. Sie stellten die Klangcharakteristik der beiden Orgeln theaterähnlich vor, auch die Wahl der Stücke als bunter Reigen präsentierte ein Bild der unglaublichen Möglichkeiten für Orgelspiel.

Die Reisenden dankten dem Ehepaar Walz für die tolle Organisation der Jahresfahrt

Danach ging es mit dem Bus zum Abendessen in die Weinstube „Alter Gutshof“. Die Heimfahrt verlief mit Nachdenken oder fröhlichen Gesprächen. Die Reisenden dankten dem Ehepaar Walz und dem Förderkreisvorstand für die vielen interessanten Kirchen und Orgeln, Landschaften und kulinarischen Genüsse, die im Lauf der Jahre geboten wurden. „Wie viel Arbeit und Vorbereitung dahinter steckt, kann man nur ahnen“, waren sich die Ausflügler einig.