Paten wollen die Kleinsten ans Singen heranführen „Wer früh Singen gelernt hat, bleibt Gesang treu“

Gerhart Roth leitet das Projekt Singpaten des Kreischorverbandes Dieburg. Foto: bea

Groß-Umstadt (bea) – Es wird zu wenig gesungen. Diesen Umstand beklagte Gerhart Roth vom Arbeitskreis Musik in der Jugend Hessen. Der passionierte Sänger und Chorleiter belässt es allerdings nicht nur beim Klagen, er tut ganz konkret etwas dafür, dass auch jüngere Kinder wieder früh an den Gesang heran geführt werden.

So beteiligt er sich schon seit Jahren beim Kinder- und Jugendchortag in Groß-Umstadt, wo Kinder ab dem Alter von vier Jahren mal einen ganzen Tag dem Singen widmen können.

Nun hat Gerhart Roth zusammen mit Fritz Roth, dem Vorsitzenden des Kreischorverbandes Dieburg, das Projekt „Singpaten“ gegründet. „Die Paten sind Mitglieder von Chören des Kreischorverbandes Dieburg, die bereit sind, ehrenamtlich Kindergärten und Grundschulen im Kreisgebiet zu besuchen, um Kinder dort sängerisch und musikalisch zu betreuen.“ Jetzt fand das erste Treffen mit den Singpaten in der Realschulstraße in Groß-Umstadt statt.

16 Singpaten haben sich gefunden, die auf ehrenamtlicher Basis die Begeisterung für das Singen auch bei den allerjüngsten wecken wollen. „Wer als Kind das Singen einmal richtig gelernt hat, der bleibt dem Gesang auch treu“, so die Erfahrung von Roth. Zwar mögen dann im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter Jahre ohne Chorgesang dazwischen liegen, aber meist besinnen sich die Menschen dann später wieder darauf, wie viel Spaß das Singen gemacht hat und schließen sich wieder Chören an.

Gerhard Wittemann wohnt in Groß-Zimmern, singt allerdings bei der Freien Sängervereinigung Dieburg. Er hat sich für das Projekt beworben, ist aber noch ein bisschen unsicher. „Ich kann halt so singen, wie das die meisten, die im Chor singen, können, aber meine Ausbildung ist nicht so gut“, äußert er seine Bedenken. Günther Willmann aus Münster, er singt im Männergesangverein Altheim, teilt die Einschätzung von Gerhart Roth. „Umso jünger man mit dem Singen in Beziehung kommt, desto weniger vergisst man die Freude daran.“

Beide können sich vorstellen, in einen Kindergarten zu gehen, um dort Begeisterung für das Singen zu wecken.

Die Paten werden nicht einfach so ins kalte Wasser geworfen. Gerhart Roth steht als Ausbilder der Mentorinnen als Kopf ganz oben. Vier Mentorinnen, eine davon ist die ausgebildete Opernsängerin Katja Boost-Munzel aus Babenhausen, die vor einigen Jahren einen anspruchsvollen Kinderchor in Babenhausen gegründet hat, werden den Paten erst einmal Nachhilfe geben. In vier Blocks sollen die Paten eine halbtägige Ausbildung genießen können. Die „Kinderstimme“, „Kriterien zur Liedauswahl“ oder die „Gestische Singleitung“ für Dirigenten stehen als Themen auf dem Unterrichtsplan für die erste Einheit.

Der Kreischorverband nimmt die Singpaten insgesamt unter seine Fittiche. Er bildet die Interessenten nicht nur aus, sondern kümmert sich auch um die organisatorisch-verwaltungstechnischen Belange. So hat er auch schon Bürgermeister im Kreis um die Erlaubnis gebeten, in ihren Kindertagesstätten tätig werden zu dürfen. Sowohl Bürgermeister Achim Grimm (Groß-Zimmern) als auch Bürgermeister Dr. Werner Thomas (Dieburg) freuen sich auf das Projekt. Sind sie doch beide selbst begeisterte Sänger.

Motiviert werden sollen nicht nur die Kinder, sondern auch die Erzieherinnen, die heute oft selber Defizite beim Singen hätten, so Gerhart Roth. Das liege aber daran, dass bei der Erzieherinnenausbildung auf die musikalische Frühbildung wenig Wert gelegt werde. Sowohl Fritz als auch Gerhart Roth wünschen sich, dass die Erzieherinnen das Singen mehr in ihre tägliche Arbeit integrieren, hilfreich könnten ihnen dabei die Singpaten, die einzelne Gruppen einer Kita regelmäßig besuchen sollen, zur Seite stehen.

Nach den vielen theoretischen Ausführungen, zeigte Roth dann gleich mal, was die Paten in ihrer Ausbildung erwartet.

Er brachte den Interessierten einen Canon bei, den alle gemeinsam dann intonierten. Gleichzeitig erhielten die Paten noch einen Einblick in die gestische Arbeit, die Gerhart Roth schon angesprochen hatte. „Mit Gesten kann man sich den Text viel besser merken“, erklärte Gerhart Roth, „und den Kindern macht es allemal Spaß.“