Ehemaliges Traditionsgasthaus bleibt kommunale Büroreserve „Schützenhof“ im Winterschlaf

Ein Blickfang: Vom Ludwig-Erhard-Platz schaut man genau auf den ehemaligen „Schützenhof“. Die Stadtverwaltung braucht das Gebäude derzeit nicht, will es aber in Reserve behalten. Bild: Wolf

Dudenhofen – Die ehemalige Gaststätte „Schützenhof“ am Bürgerhaus Dudenhofen bleibt bis auf Weiteres ungenutzt. Die Stadt will das Haus als Reserve für den Fall behalten, dass sie zusätzliche Büros braucht.

„Wir haben entschieden, dass wir die Friedberger Straße 37 als Verwaltungsstandort aufgeben“, teilte Bürgermeister Max Breitenbach auf Anfrage unserer Zeitung mit. An einen Verkauf sei aber nicht gedacht: „Wir versetzen es erst einmal in den Winterschlaf.“ Das ehemalige Gasthaus ist schon lange in städtischem Eigentum. Über viele Jahre hinweg hatte dort die Betriebsleitung der Stadtwerke ihre Büros. 2014 war das Haus auch für kurze Zeit als Flüchtlingsunterkunft im Gespräch.

Nach dem Umzug der Stadtwerke in ihre neue Zentrale in Jügesheim (2016) standen die Büros zunächst leer. Dann zogen die Stadtkasse und die städtische Wirtschaftsförderung ein. Angesichts der Energiemangellage im Herbst 2022 mussten die städtischen Dienststellen zusammenrücken. Die Heizung in der Friedberger Straße 37 lief nur noch auf Sparflamme. Die Stadtkasse ging zurück ins Rathaus, die Wirtschaftsförderung kam bei den Stadtwerken in Jügesheim unter.

Noch immer erinnert ein Aushang an der Eingangstür an die damalige Energiesparmaßnahme, die ursprünglich bis zum Frühjahr 2023 befristet war.

Das Gebäude ist mehr als 100 Jahre alt. „Die Erbauer des Schützenhofes waren Ludwig Seum II. und seine Frau Lisette“, schreibt der Verein Heimat, Geschichte und Kultur in Dudenhofen (HGKiD) auf seinen Internetseiten. Ein Foto des Paares ist im Buch „Dudenhofen wie es einmal war“ von Manfred Resch abgebildet.

Nachdem Erbauer Ludwig Seum als Soldat im Ersten Weltkrieg getötet wurde, heiratete seine Witwe erneut. Ihr zweiter Ehemann, Philipp Fengel VI., baute an das Lokal einen Saal an. Dort fanden unter anderem Feste und Tanzveranstaltungen statt. „Der Schützenhof mitten in Dudenhofen war das angesagte ,Lokal am Platz‘“, berichtet der HGKiD.

Das Gasthaus verfügte über eine eigene Schlachterei und eine eigene Apfelweinkelterei. Außerdem wurden Fremdenzimmer vermietet. Spätere Wirte waren Willi „Schonny“ Walter und Dieter Ströhl. Der Saal wurde im Jahr 1985 abgerissen.

Von Ekkehard Wolf