Seligenstadt: Michael Millitzer und Theo Biegel erhielten das Goldene Vlies Den SFF-Dauer-Ewweletsch „Mille“ in die Knie gezwungen

Originell und anspruchsvoll: Die Tanzgarde II der Seligenstädter Fastnachtsfreunde in der Sitzung mit einer bunten Kinderzimmer-Party.

Seligenstadt (rdk/b) – Wenn im Schlumberland der Lila-Launebär tanzt, kann es dafür nur eine Bühne geben: Da, wo die ganze Fastnacht lila ist und „Mille“ seine Schelle schwingt. Gegen Ende der Sitzungspremiere ging der Dauer-Ewweletsch der Fastnachtsfreunde am Samstag kurz vor Mitternacht sogar in die Knie und ließ sich das Goldene Vlies umhängen.

Die höchste Auszeichnung der Narrenzunft hatte Heimatbundchef Richard Biegel mitgebracht, schlug Michael Millitzer und Theo Biegel auch persönlich zu Jokus-Rittern. Mehr als dreimal elf Jahre unter der Kappe hatten beide hinter sich – und zum Zeitpunkt der Ehrung auch schon fast fünf Stunden Show. Über 300 Akteure, darunter mehr als 100 Kinder und Jugendliche in ihren vier Tanzgarden und zwei Showtanz-Formationen, boten die SFF diesmal auf. Und wie man das bei Lilas kennt, hielt die Qualität mühelos mit der Quantität schritt.

Was kein Wunder ist, sind der Sitzungspräsident und der Prinz doch alte Kindergartenfreunde. Kaum war dies offenbart und Robert II. und seine Kathrin komfortabel untergebracht, zogen die Narren auch schon blank. Traf den neuen Rathauschef Daniell Bastian noch ein wohlwollender Ritterschlag, saß die Klinge des Protokoller-Duos Ali Peitz und Dirk Rollmann beim Chaos-Präsidenten drüben in Amerika nadelspitz im Ziel. „Glaubst du an den Klimawandel, bist du Terrorist – und kommst du mir mit Fakten, bin ich angepisst“, ließen sie den Ein-Mann-Shitstorm im Weißen Haus singen. Im eigenen Lande fanden Peitz und Rollmann welche, die in Geschichte nicht aufgepasst haben: „Populisten schicken ihre Spinner auf die Pisten.“ Ob einer dem „braunen Pack“ und der AfD mal erklären könne, „wie geil ein Leben in Frieden ist?“. Gauland und Petry gehöre die schalldichte Burka verpasst.

Ganz andere Sorgen plagen den „Schambes“ Christoph Gast, der doch nur mal eben ein Brot hatte holen wollen. Von „Wäschelscher“ mit schiefen Rollen, „Aale Simbel“ am Steuer und der eigenen Vergesslichkeit genervt, zog der Mainflinger Plauderer die Supermarkt-Bilanz: Vor dem Gesetz und dem Flaschenautomaten sind alle gleich. Dem Wir-Gefühl tat auch die Stadt-Tour von Müllmann Michael Follert gut: In bewährter Manier ließ er seine Reime auf den schrägen Spanien-Urlaub, unheimliche Begegnungen im Wartezimmer und begriffsstutzige Zeitgenossen vom Publikums-Chor vollenden. A propos Wartezimmer: Da begegnet, wer Pech hat, dem verschnupften Frank Eser in seinem Leid. „Männerschnuppe“ kann nämlich tödlich sein. Die einzig wahre Kur: Viel Bier, viel Ruhe und keine Hausarbeit.

Dass sie nicht nur trefflich reimen, sondern auch singen können, stellten die Narren in der SFF-Arena mehrfach unter Beweis. Im Quartett beklagte „Purple Pain“ – der lila Schmerz – das schwere Los des Elferräters. Noch höher griff der kleine Germania-Chor und proklamierte die Monarchie - zumindest doch zur Fassenachtszeit. Die bringt zwar seit sieben Jahrzehnten Schlumber-Prinzenpaare hervor, noch nie aber hat’s ein Germane zum König gebracht. Da geht es den armen Sängern nicht besser als Prinz Charles, dem ältesten Lehrling der Welt. Zumindest bleibt ihnen ihr Gesang als Trost.

Den beherrschen auch die sieben Disharmoniker, sogar in fein geschliffenen A-Capella-Facetten. Kochen müssen sie freilich noch lernen, und während aus den Dippe-Dilettanten Küchen-Könige werden, erklingt schon mal Paul Simons „Boxer“ als Hymne vom Eierbacken. Mit der Routine am Herd stellt sich auch die Muße zum Nachdenken ein: Wenn die Veganer all das Gemüse essen, wovon leben dann die Tiere?

Auch Selina Beavers hat mit der fleischlosen Lebensweise so ihre Probleme, packt sie doch immer wieder die „Fleisch-ess-Lust“. Wenn auch das Schnitzel eine schöne Kindheit hatte und sie alle Tiere liebt – warum hat der liebe Gott sie so lecker erschaffen? Nichts rieche so gut wie totes Schwein, Sa-La-Mi-Leik um. Ihre Protein-Poesie zur Gitarre brachten der verhinderten Veganerin verdienten Jubel ein.

Ganze Bündel von Fastnachtsraketen zündete „Mille“ immer dann, wenn die SFF ihren stärksten Trumpf ausspielten: Wie lila Mädels tanzen können, führte besonders spektakulär und gekonnt die Showtanzformation II als Piraten vor. Originell und anspruchsvoll: Die Tanzgarde II mit einer bunten Kinderzimmer-Party. Akrobatik und Lichteffekte vereinte die Schautanzgruppe I zu einem magischen Aha-Erlebnis.

Selbst der klassische Gardetanz hat bei den Fastnachtsfreunden immer eine besondere Note, etwa wenn die Tanzgarde I ihren Auftritt kurz vor dem Finale als Flashmob inszeniert oder gleich vier Solo-Tanzmariechen über die Bühne wirbeln. Fürs Prinzenpaar tanzen durften die Jüngsten von der Garde IV. Worauf es freilich immer ankommt, zeigte die Tanzgarde III: Perfekte Choreografie, sportliche Kondition und Stilsicherheit von Soul über Tabaluga bis zum Humba-Täterä.

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Kommentare

Gardetanz

Was wären die Fastnachts Freunde ohne ihre Tanzgarden ? Nur der Milli hat am wenigsten dafür getan ,bei der Gründung der Tanzgarden 1982 war er nie dabei

ein ehemaliges Mitglied