Bei neuer Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte sind Fotos von Sabine Richter-Rauch zu sehen „Hinschauen, um die Schönheit im Verborgenen zu entdecken“

Die Ausstellung mit dem Titel „baumstarK“ mit Fotografien von Sabine Richter-Rauch ist noch bis zum kommenden Sonntag, 8. März, im Heusenstammer Haus der Stadtgeschichte, Eingang Eckgasse, zu bestaunen. Der Eintritt ist frei, Spenden als Unkostenbeitrag sind willkommen. Foto: m

Heusenstamm (m) – „Ich muss zugeben, dass ich bislang nicht richtig hingeschaut habe“, gestand Roland Krebs vom Heimat- und Geschichtsverein (HGV), „und dass ich oft gedankenverloren vorbeigelaufen bin“. Er nehme sich vor, künftig „genauer hinzuschauen, um die Schönheit im Verborgenen zu entdecken“. Die Hobbyfotografin Sabine Richter-Rauch hat das bereits getan und zeigt ihre Ergebnisse derzeit im Haus der Stadtgeschichte.

Sie eröffneten am vergangenen Freitag eine Ausstellung, die so ist, wie es ihr Titel kündet, „baumstarK“. HGV-Vorsitzender Krebs schwärmte von den Bildern an den Stellwänden: Zartes Grün hinter wintergrauem Geäst, golden schimmerndes Laub auf der Schlossallee und an den Zweigen, eine aus dem Teich ragende Astbeuge, die sich wie ein Vogel davor im Wasser spiegelt, eine ehrwürdige Eiche, die ihren Schatten und den der Fotografin auf den Boden legt.

Der Künstlerin gelang es, mit ungewöhnlichen Blickwinkeln Heusenstammer Bäume ins rechte Licht zu rücken, bewertete der Laudator. In den Baum-Bildern „tut sich ein Zauber auf“, sie dokumentieren den jahreszeitlichen Wechsel, das Werden und Vergehen vom Sämling zur Baumleiche.

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Der Gastgeber rezitierte die „Gestutzte Eiche“ von Hermann Hesse: „Wie haben sie dich, Baum, verschnitten, wie stehst du fremd und sonderbar! Wie hast du hundertmal gelitten, … Ich bin wie du, mit dem verschnittenen, gequälten Leben … Ich bin zufrieden, bin versöhnt,

geduldig neue Blätter treib’ ich, … Und allem Weh zum Trotze bleib’ ich

verliebt in die verrückte Welt.”

Für Sabine Richter-Rauch ist „baumstarK“ eher Wunsch als Feststellung: „Wald und Bäume sind alles andere als stark“, bemerkte sie auf ihren Spaziergängen durch die Bieberauen. Dafür erkannte sie, „dass der Name Biber nicht von ungefähr kommt“: Eine Aufnahme zeigt, wo eines der Tiere Bäume mit Nagespuren hinterlassen hat.

„Der Wald ist licht, alte Eichen zeigen Wunden, ihre Rinde ist brüchig, ähnlich wie bei Buchen und Fichten. Stürmen können sie kaum mehr standhalten“. „Sabine“ legte Deutschland lahm, erinnerte Richter-Rauch an den jüngsten schweren Sturm. „Auch Bäume können sich umarmen, mit dem Wind tanzen. In der Sonne knallen sie uns ihr Gold entgegen.“

Bäume seien nicht leicht zu fotografieren. Es gelte, das gewünschte Objekt optisch zu isolieren, seine besondere Prägung zu zeigen, doch meistens stören Stromleitungen, Hausfassaden, Müllcontainer das Motiv. „Ich versuche, damit klar zu kommen, konzentriere mich auf Ausschnitte, entdecke neue Perspektiven“, erläuterte sie. „Dass Bäume größeren Straßen weichen müssen, macht mich zornig“, forderte sie „sensible Blicke“, aber auch ein genaues Hinhören.

Sabine Richter-Rauch las noch Bert Brechts „Gedicht an die Nachgeborenen“ und „Eine waldreiche Geschichte!“.

Ihre Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte ist noch am heutigen Mittwoch, 4. März, von 17 bis 20 Uhr , am Samstag, 7. März, und Sonntag, 8. März, jeweils von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter der Rufnummer Z 06104 5787 zu bestaunen. Der Eintritt zu der Ausstellung ist frei, Spenden als Unkostenbeitrag sind willkommen.