Erster Abi-Jahrgang feiert 50 Jahre Schulabschluss am Reichwein-Gymnasium Reifeprüfung in Latein und Mathe

Treffen zum Jubiläum: Die ehemaligen Schülerinnen und Schüler legten 1973 ihr Abitur am Adolf-Reichwein-Gymnasium ab. Bild: prochnow

Heusenstamm – „Die sind kleiner!“ Da haben die 40 Rückkehrer nicht schlecht gestaunt, was aus ihren Räumen geworden ist. Sogar aus Atlanta, Toronto und Südfrankreich sind die ehemaligen Schülerinnen und Schüler des Adolf-Reichwein-Gymnasiums (ARG) in die Schlossstadt gekommen, um noch einmal ihr Abitur zu feiern. Vor 50 Jahren waren die Frauen und Männer, die sich am Samstag von Direktor Siegfried Ritter durch die Gefilde führen ließen, die ersten, die an der Schule ihre Reifeprüfung ablegten.

Sie waren zugleich die letzten, erinnert sich Sylvia Benninger. Nach ihnen gab es in der Oberstufe keine festen Klassenverbände mehr. 1973 gab es noch eine Klasse mit Schwerpunkt Mathematik und eine mit der Orientierung auf Sprachen. „Trotzdem hatten wir auch fünf Stunden Mathe pro Woche“, sagt Ulla Waschk. „Außerdem wurden wir in Deutsch, Englisch und Französisch oder Latein geprüft.“ Die beiden Frauen sowie Beate Graf, Selma Bletrup und federführend Michael Winter haben die Begegnung organisiert. Die einzelnen Gruppen kommen zwar alle fünf Jahre zu einem Klassentreffen zusammen. Eine Führung durch die alte Penne an der Leibnizstraße und dann auch noch mit dem Direktor persönlich – das hatten sie bisher noch nicht, dankte die Runde Schulleiter Siegfried Ritter.

„Nur positive!“, entfährt es gleich mehreren auf die Frage, welche Erinnerungen sie mit dem ARG verbinden. Wie Pioniere hätten sie sich gefühlt und zu Beginn eines jeden neuen Schuljahres nagelneue Bücher bekommen, „nicht so zerfledderte Dinger“, ruft eine der Frauen. Ihre Klassensäle wären damals auch größer gewesen, stellten die Jubilare einmütig fest, nachdem Ritter ihnen die einstigen Versammlungsorte aufgeschlossen hat. Auf dem Gelände des Gymnasiums standen zu ihrer Oberstufenzeit nur die beiden Gebäude mit dem Verwaltungstrakt und der Sternwarte.

Als die Angehörigen der Jahrgänge 1951 bis ‘55 anno 1964 als Gymnasiasten starteten, besuchten sie die Einrichtungen der Adolf-Reichwein-Schule, ihr Klassenzimmer lag meistens in einem Pavillon. Erst 1971, als Elftklässler, wechselten sie die Straßenseite. Mit den Lehrkräften pflegten sie ein „sehr enges Verhältnis“, besonders mit der Schulsekretärin: „Sie hat uns vor schweren Klassenarbeiten Kaffee gekocht und uns getröstet.“ Außerdem war sie die weibliche Begleitung auf Klassenfahrten. Die Abschlussreise führte nach Wien. „Das war sehr familiär“, erinnert sich Ulla Waschk.

Isolde Böttger bescheinigt der Schule indes eine sehr gute Entwicklung. Der Ort wecke weiterhin viele persönliche Erinnerungen. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass 50 Jahre so schnell vergehen“, sagt die Klassenkameradin mit der weitesten Anreise. Böttger lebt heute im kanadischen Toronto.

Dass neben den modernen, digital nutzbaren Whiteboards auch noch die alten Tafeln und Kreide bereitstehen, findet Waschk sinnvoll: „Was machen die Lehrer, wenn mal Strom oder Internet ausfallen?“ Axel Stett meint, das ARG habe mit seinem neuen Design gewonnen, „es sieht heute besser aus!“

Von Michael Prochnow