Drei langjährige Pädagogen am ARG in den Ruhestand verabschiedet „Das Leben nun genießen“

In den Ruhestand verabschiedet hat ARG-Direktor Siegfried Ritter (von links) unlängst Helga Seidler, Heiner Wilke-Zimmermann und Elena Fillia-Diefenbach. Foto: Prochnow

Heusenstamm – Selbst in Zeiten der Maske haben sie der Schule ein Gesicht gegeben – ihres. Jetzt verabschiedete Direktor Siegfried Ritter seine Kollegin Elena Fillia-Diefenbach, die den Prozess ins Rollen gebracht hat, das Adolf-Reichwein-Gymnasium (ARG) zu einem Lernort „mit Courage und gegen Rassismus“ zu formen. Auch Helga Seidler und Heiner Wilke-Zimmermann erhielten zum Eintritt in den Ruhestand vom Staatlichen Schulamt eine „Urkunde für treue Dienste“.

Mit der Auszeichnung des ARG als Schule, die aktiv gegen Fremdenfeindlichkeit vorgeht, setzte Elena Fillia-Diefenbach ein Zeichen. Es wird regelmäßig durch Aktionen und Projekte mit Leben erfüllt, würdigte Ritter. Die Italienerin ist in Turin aufgewachsen. „Mein heutiger Mann ist mit dem Fahrrad in meine Stadt gekommen“, erzählt sie von ihrem Weg nach Hessen. Beide nahmen damals an einem Seminar zur europäischen Idee teil.

Die grenzüberschreitende Gemeinschaft bewegte die Pädagogin schon seit ihrer Jugend. Sie studierte in Turin Englisch auf Lehramt, 1991 folgte sie ihrem Ehemann nach Frankfurt. Als zweites Fach studierte sie ihre Muttersprache in Gießen, engagierte sich in der Mainmetropole für ein deutsch-italienisches Projekt für zweisprachig erzogene Kinder.

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Zwei Jahre dauerte der Anpassungslehrgang, ab 2005 unterrichtete Elena Fillia-Diefenbach Englisch am ARG. Mit ihrem dritten Fach etablierte sie das Darstellende Spiel an der Leibnizstraße.

2017 wurde sie zur Oberstudienrätin befördert, ergänzte Ritter und lobte ihre Tatkraft. Sie organisierte den Schüleraustausch über das EU-Förderprogramm Erasmus. Die Theaterpädagogin interessiert sich ferner für Literatur und Politik, übernimmt Übersetzungen und möchte künftig wieder „in irgendeiner Form“ bilingualen Unterricht erteilen. Die Mutter von zwei Töchtern hat für Amnesty International gearbeitet und plant nun, „das Leben zu genießen“, natürlich auch in Italien.

Helga Seidler stammt aus dem Marburger Land. In Fulda studierte sie Sport und Kunstpädagogik, nach dem ersten Staatsexamen absolvierte sie ihr Referendariat 1976 an der Dreieichschule in Langen, wo sie auch blieb. 1997 wechselte sie an die Goetheschule in Neu-Isenburg, von 2008 bis 2012 mit je halber Stelle an die Oswald-von-Nell-Breuning-Schule in Rödermark und ans ARG abgeordnet. Seit 2012 hatte sie dann eine ganze Stelle in Heusenstamm, wo sie auch ihr 40. Dienstjubiläum feierte, erinnerte Ritter. „Sie war einfach immer da, selbst bei Sturm und Regen erfüllte sie ihre Pflichten als Pausenaufsicht auf dem Schulhof.“ Der Direktor zeichnete „eine Person, die den Menschen zugewandt ist“. Die Kunst unterstütze Schüler sich auszudrücken, Helga Seidler ergänzte dies um pädagogisches Einfühlungsvermögen.

Für ein Musical schuf sie mit Jugendlichen die Requisiten, führte bis zu elf Lerngruppen. Die Scheidende lebt in Egelsbach, ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Sie verbringe gerne Zeit an Bergseen und lerne jetzt segeln, verriet sie.

Heiner Wilke-Zimmermann lehrte Mathematik, Politik und Wirtschaft. Als Personalratsvorsitzender habe er „sehr versöhnlich und konstruktiv gewirkt“, Polarisierung vermieden, lobte Siegfried Ritter.

VON MICHAEL PROCHNOW