FREIWILLIGE FEUERWEHR EGELSBACH Turmfest lockt trotz schlechtem Wetter viele Besucher an Da staunt sogar der US-Kollege

Auch eine Übung der Einsatzabteilung durfte nicht fehlen. Mit dem hydraulischem Spreizer befreiten die Feuerwehrleute eine eingeklemmte Person. Bild: Kegler

Egelsbach – Voller Euphorie turnt Linus auf den Stufen des großen Löschfahrzeugs herum. Mit seinem Helm und der vollen Feuerwehrausrüstung nimmt der Zweijährige ganz jeden Schlauch unter die Lupe. „Seit Wochen freut er sich schon auf den Besuch bei der Feuerwehr und ist eigentlich nur mit Helm in Egelsbach unterwegs“, sagt sein Vater Christoph Grein. Es gab auch einiges zu entdecken, als die Freiwillige Feuerwehr Egelsbach jüngst ihre Tore für Familien, Freunde und Interessierte beim traditionellen Turmfest öffnete – auch wenn das Wetter nicht mitspielte.

„Wir haben extra noch ein großes Zelt aufgebaut und viele Tische und Bänke in die Fahrzeughallen gestellt“, sagt Gemeindebrandinspektor Christian Klöppel. Trotz des immer wiederkehrenden Regens ließen sich die Besucher nicht davon abhalten, am Grill eine lange Schlange zu bilden und die Tische und Bänke zu besetzen. Bereits am Vorabend war die Stimmung bei Cocktails und Musik bestens. Dafür sorgen am Festtag unter anderem auch die Egelsbacher Dorfmusikanten. „Trotz des Wetters sind wir sehr zufrieden mit dem großen Besucherstrom“, sagt Klöppel.

Höhepunkt war die große Fahrzeugausstellung mit allen acht Rettungsmitteln der Wache. „In diesem Jahr können wir noch keine neuen Autos präsentieren, doch das wird sich im nächsten Jahr ändern. Die Ersatzbeschaffung für unser 28 Jahre altes Löschfahrzeug läuft und wir erwarten zudem einen neuen Kommandowagen“, erklärt der Gemeindebrandinspektor. In genau diesem alten Löschfahrzeug sitzt Oliver Stroh mit seinem Sohn Leonard und ist begeistert: „Das ist ein echtes Highlight für die Kinder.“

Auch die Jugendfeuerwehr stellte ihr Können bei einer Übung unter Beweis und löschte ein brennendes Auto. Die Einsatzabteilung rückte mit schwerem Gerät und hydraulischem Spreizer zu einer eingeklemmten Person an. Mit gekonnten Schnitten wurden die Türen und die Kofferraumklappe des Autos entfernt und die Person, zusammen mit dem Egelsbacher DRK, das sich auch an dem Tag mit seinen Fahrzeugen präsentierte, aus dem Auto gerettet.

Am Rand stand auch Dale Weldon und schaute den Kameraden zu. Der US-Amerikaner stammt aus der kleinen Stadt Fletcher im Bundesstaat Ohio, war für zwei Wochen zu Besuch in Egelsbach und ist ebenfalls Feuerwehrmann. Daher guckte er seinen deutschen Kollegen interessiert zu und war besonders von den Fahrzeugen beeindruckt: „Es wäre ein Traum, wenn wir auch mal eine so kleine Drehleiter hätten – die würde dann wenigstens in die Halle passen. Unsere Feuerwehrautos sind ja dreimal so groß.“

Trotz des Turmfestes sind die Egelsbacher Feuerwehrleute natürlich jederzeit einsatzbereit und haben ein Hilfeleistungs-Löschfahrzeug sowie die Drehleiter bereits mit ihrer Einsatzkleidung bestückt, damit im Alarmfall alles ganz schnell gehen kann, denn das Jahr war für die Retter bisher sehr einsatzreich. „Auch wenn die Feuerwehr seit der Rauchmelderpflicht eigentlich immer weniger löscht, mussten wir in den letzten Monaten schon zu verhältnismäßig vielen Feuern ausrücken“, sagt Klöppel. Aufgrund der großen Hitzeentwicklung bei einem Kellerbrand sei dabei sogar ein Kamerad verletzt worden. „Außerdem waren wir am Osterwochenende viel unterwegs, mussten schon eine Person am Bahnhof unter einem Zug retten und hatten im Juni viel mit Waldbränden zu kämpfen“, sagt der Egelsbacher Feuerwehrchef.

Bei all diesen Herausforderungen hat Klöppel seit Anfang März Unterstützung von zwei neuen Stellvertretern. René Meinelt und Timo Rosam greifen ihm bei der Arbeit – ebenfalls komplett ehrenamtlich – unter die Arme. Besonders bemerkenswert: Das Dreiergespann stammt ausnahmslos aus dem Nachwuchs der eigenen Jugendfeuerwehr.

„Nicht nur das zeigt, dass wir unsere Jugendarbeit sehr ernst nehmen, denn es passiert selten, dass sich jemand mit 30 Jahren noch mal entscheidet, zur Feuerwehr zu kommen“, meint Klöppel. zmk