Ausblick auf Stadtentwicklung im neuen Jahr Stadtquartier Süd ist nächstes Isenburger Großprojekt

Das Foto zeigt das Gelände, auf dem der neue Quartiersplatz im geplanten „Stadtquartier Süd“ entstehen soll. Hinten rechts ist das Frongebäude der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein zu sehen. Foto: Postl

Neu-Isenburg (lfp) – Nachdem im zurückliegenden Jahr das Neubaugebiet Birkengewann und die Verlängerung der Regionaltangente West die Themen in Neu-Isenburg bestimmt haben, soll es im neuen Jahr der Stadtumbau unter dem Titel „Vom Alten Ort zur Neuen Mitte“ sein. „Wir wollen gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern an den großen Projekten weitearbeiten, den begonnenen Weg der umfangreichen Bürgerbeteiligung fortsetzen und gemeinsam die Stadt entwickeln, in der wir alle gerne leben wollen“, sagt Bürgermeister Herbert Hunkel.

Für das Neubaugebiet Birkengewann sind die planerischen Arbeiten so gut wie abgeschlossen, die Bebauung schreitet in großen Zügen voran. Mit der ersten Rate von 618.000 Euro aus dem Städtebauförderungsprogramm „Stadtumbau in Hessen“ gab es seitens des Hessischen Ministeriums nicht nur einen erfreulichen „Vorschuss“ – die bedachten Kommunen müssen nun auch liefern.

Bürgerbeteiligung und Ideenwettbewerb

„Wir wollen mit einer intensiven Bürgerbeteiligung und einem Ideenwettbewerb ein Stadtentwicklungskonzept erstellen, das den öffentlichen Raum als Gesicht der Stadt gestaltet und die Innenstadt als Herz und Ort der Begegnung belebt“, so Neu-Isenburgs Stadtoberhaupt. Der Einzelhandel soll gestärkt, die Stadt durchgrünt, Brachflächen reaktiviert und die Potenziale für die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs genutzt werden. „Stadtumbau bedeutet nicht, dass wir alles abreißen und neu aufbauen wollen, sondern eine zielgerichtete Verbesserung unter verschiedenen Gesichtspunkten“, betont Bürgermeister Hunkel und reagiert damit auf bereits geäußertes Bedenken aus der Bürgerschaft.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt jedoch in der Entwicklung der großen Industriebrache im Süden der Hugenottenstadt, dort soll unter dem Arbeitstitel „Stadtquartier Süd“ sowohl Wohnbebauung als auch die Ansiedlung von dort „verträglichem“ Gewerbe erfolgen. In Abstimmung mit dem Regionalverband wurde ein Schlüssel von 60 Prozent Wohnen und 40 Prozent Gewerbe festgelegt. Die sich bereits dort befindlichen Industrieunternehmen, wie Dupont im Osten oder Netzband im Südwesten, sollen ihren Standort behalten. „Wir brauchen solche Unternehmen zur Sicherung unserer Gewerbesteuereinnahmen“, so Hunkel. Das ehemalige Gelände des Dienstleistungsbetriebs westlich der Hugenottenallee ging bereits in den Besitz der Westphal GmbH über, die dort ihren angrenzenden Gewerbepark erweitert.

Viel passiert hinter den Kulissen

Nach außen hat sich in Sachen Entwicklung des Stadtquartiers Süd wenig getan, dennoch wurde hinter den Kulissen viel geleistet. Nach dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung im Juli 2014 für den Rahmenplan „Stadtquartier Süd“ erfolgte ein Wettbewerb für ein Wohn- und Geschäftshaus an der Schleußnerstraße. Im Dezember erfolgte der „Kick Off“ mit Fachplanern und Gutachtern für die Bauleitplanung. Neben Zielabweichungsverfahren mit dem Regionalplanungsverband und dem Regierungspräsidium standen 2015 intensive Gespräche im den anrainenden Unternehmen Bleier & Voss und DuPont sowie Fachgutachten für Schall, Umwelt, Verkehr, Entwässerung und Einzelhandel auf der Tagesordnung.

Das Jahr 2016 wurde beherrscht von den Verhandlungen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben bezüglich des Erwerbs des Geländes der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein (BfB). Nachdem ein Erwerb des Geländes über die Stadt an G&P (Groß 6 Partner Grundstücksentwicklungs GmbH) rechtlich nicht möglich war, kam die städtische Wohnungsbaugesellschaft „Gewobau“ mit ins Boot. Die Sondierungsgespräche verliefen erfolgversprechend und so wird dieses „Sahnestück“ mit der als Industriedenkmal ausgewiesenen Gebäudefront in den Besitz der Gewobau übergehen. „Wir konnten eine entsprechende Vereinbarung erreichen, der Vertrag wird in Kürze unterzeichnet“, verkündete Bürgermeister Herbert Hunkel erfreut.

BfB-Gelände wird zum zentralen Bauplatz

Mit dem 31. Dezember endete die Ära der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein. Das BfB-Gelände spielt in der Bebauung des Stadtquartier Süd eine bedeutsame Rolle. Neben der erhaltenswerten Backsteinfront soll im östlichen Gebäuderiegel, dort wo einst erstmals Frankfurter Würstchen industriell hergestellt wurden, entsprechender Raum für junge Start-Up-Unternehmen geschaffen werden. Dort, wo heute noch der gelbe Turm und das „Apparate-Haus“ steht, wird ein achtgeschossiges Wohngebäude, das höchste des Quartiers, entstehen. „Insgesamt soll auf dem BfB-Gelände ein urbaner Treffpunkt mit öffentlichen, sozialen und kulturellen Einrichtungen sowie Markthalle, Café und Gastronomie entstehen“, sagt Hunkel.

Auf der anderen Seite des Quartiers wird ein Gebäuderiegel für Gewerbe die Wohnbebauung vor möglichem Lärm des DuPont-Werks abschotten. Die Lage des Quartiersplatzes ist schon festgelegt, dessen Gestaltung jedoch noch nicht. Da sich der Standort der geplanten Kindertagesstätte, wegen Bedenken eines Anrainers, nicht realisieren ließ, wird hier noch nach einer Alternativlösung gesucht. „Wichtig ist, dass wir jetzt das Ziel einer einvernehmlichen Lösung angehen“, betont Hunkel. Um auch die Bürger mit ihren Ideen und Wünschen entsprechend einzubeziehen, wird es am 1. Februar eine große Bürger-Infoveranstaltung in der Hugenottenhalle geben.