Ausverkaufter Klassiker: Kabarett zum Frauentag Lehrerinnenzölibat und Diäten

Ausverkauft war das Kabarettprogramm anlässlich des Weltfrauentags in der Georg-Büchner-Schule. Vor dem Auftritt der Kabarettistinnen gab es Geplauder, Häppchen und Sekt. Bild: weil

Jügesheim – Schon einige Meter vorm Gebäude der Georg-Büchner-Schule ist lebhaftes Stimmengewirr zu hören. Mit Sekt, Häppchen und mehr stimmen sich rund 200 Besucherinnen verschiedener Generationen im Foyer der Einrichtung auf die beliebte Kabarettveranstaltung zum Internationalen Frauentag ein. Etwa fünf, sechs Männer sind auch dabei, aber eben nicht mehr.

Die Kabarettistin Rena Schwarz, die schon öfter auf Einladung der Stadt Rodgau Soloprogramme bestritten hat, ist diesmal mit zwei Kolleginnen zu Gast: Katja Hufgard und Nicole Schneider.

Eine wichtige Bemerkung macht Rena Schwarz gleich vorab. Vor 30, 40 Jahren sei es noch undenkbar gewesen, dass Frauen am Sonntagvormittag in einer solchen Veranstaltung sitzen und deswegen daheim kein Mittagessen auf den Tisch kommt. Sie berichtet auch, dass Männer auf Abstand gingen, wenn sie erfahren, was sie beruflich macht: „Frauenkabarett? Man sagt doch auch nicht Männerkabarett.“ Eine Knüllerpointe haut die Komödiantin gleich zu Beginn des Programms raus: „Du machst Frauenkabarett? So scheiße siehst du doch gar nicht aus.“

Ansonsten geht es bei dem Trio mit dem Namen „Die Stachelblüten“ um alles, wie eben auch im richtigen Leben: um Schokolade, Sex, Falten, Verhütung, Kochen, Haushalt, frauenfeindliche Werbung, den aus heutiger Sicht unvorstellbaren Lehrerinnenzölibat und die Elternzeit, die insbesondere die Männer zum Scheitern oder an die Flasche bringt.

Aber auch Themen wie Diäten gehören dazu. Nicole Schneider: „Im Winter nehme ich zu, im Sommer halte ich mein Gewicht.“ Sie behauptet auch, eine Frau habe zwei Lebensfragen: „Was soll ich kochen? Was soll ich anziehen?“

Katja Hufgard schlägt vor, die Methode zu wechseln, wenn Frauen etwas bei ihren Männern erreichen wollen: So verpackt sie die Aufforderung, den Garten auf Vordermann zu bringen, in einer furiosen Opernarie fürs Unkrautjäten und Gießen.

Bei Rena Schwarz kulminiert der bevorstehende Frühjahrsputz in einer Kettenreaktion: Dabei stößt sie im Keller auf ihr Kindergartenköfferchen, in dem früher das Frühstücksbrot mitgenommen wurde. Heute sei die Stulle sicher selbst gebacken und statt eines Apfels dazu gebe es freilich einen Litschi-Physalis-Spieß, der sofort auf Instagram gepostet werde, damit auch alle Welt von der guten Mutter erfahre.

Nicole Schneider beschäftigt die Frage, ob sie wirklich eine Frau sei. Schließlich gebe es inzwischen 60 Geschlechter und sie sei deswegen arg verunsichert. Das eine Haar am Kinn, das im Gegenlicht so unvorteilhaft zu sehen sei, oder das andere auf ihrem Muttermal belege doch ihre Weiblichkeit?

Katja Hufgard, die vom Improvisationstheater kommt, baut ihr zugerufene Stichworte zum Frauentag in einen Liedtext ein: Was wollen die Frauen? Respekt, Anerkennung und Solidarität. Die Schlüsselworte münden in ein Lied, mit dem Refrain „Man muss auch mal gönnen können“. Schließlich erfahren die Besucherinnen von ihr eine neue Deutungsmöglichkeit der Wechseljahre: „Wir sind in den Wechseljahren, wenn wir von den Männern ausgewechselt werden.“

Von Simone Weil

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