Gruppe „Creative Change“ infomiert an der Adolf-Reichwein-Schule in Heusenstamm Wie Demokratie funktioniert

Heusenstamm (pro) –Die Schlossstadt unterhält sei einiger Zeit eine „Partnerschaft für Demokratie“. Wie so eine Verbindung funktionieren kann, zeigte die Gruppe „Creative Change“ unlängst an der Adolf-Reichwein-Schule (ARS).

Mit allen Sechstklässern machte sie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums in Rollenspielen und Gesprächen auf Rassismus aufmerksam. „Hey, warum redest du mit dem!“ - „Warum nicht?“ - „Der ist doch gar nicht von hier!“ - „Na und?“

So wie zwischen Max und Eleonora beginnen viele Dialoge in deutschen Klassenzimmern, und oft bleibt es nicht bei einer Auseinandersetzung mit Worten wie in der Szene im Musikraum der ARS.

„Das ist mein Platz“, sagt Hakim ganz schüchtern und leise. Max macht keine Anstalten, den Stuhl neben Ali freizugeben. Erst als Eleonora bestätigt, dass Hakim dort sitzt, sieht sich der Klassenkamerad auf verlorenem Posten und trollt sich. Ali heißt eigentlich Pedram Aghdassi und ist der Leiter der Truppe, die in Offenbach ihren Sitz hat und mit ihrem Projekt durch die Lande reist.

„Wer glaubt, solche Leute wie Max gibt’s auch in Heusenstamm?“ Die meisten Mädchen und Jungen der 6c reckten einen Arm in die Höhe. „Was wünscht sich Max?“ - „Deutsche und gute Ausländer“, formuliert ein Junge. „Gute Ausländer?“ - Na, solche aus den Nachbarländern oder aus solchen, in denen Krieg herrscht, definiert der Zwölfjährige fragend.

Pedram bittet ihn in die Szene, platziert ihn zwischen Ali und Eleonora. „Wir können ihn ja mal fragen, wo er herkommt“, schlug der neue Mitspieler vor. Doch Max bleibt unversöhnlich. „Jetzt hast du versucht, ihn zu überzeugen“, beendet Pedram den Einsatz. „Und was hättest du getan, wenn Max in deiner Klasse auf Hakims Stuhl gesessen hätte?“ - „Ich hätte ihn weggeschubst“, antwortet der Sechstklässler ehrlich, um sogleich zu erkennen, dass es dann wohl zu Handgreiflichkeiten zwischen den Kontrahenten gekommen wäre.

Der Leiter will von der Runde wissen, ob es denn an Max auch eine gute Seite gebe. Ja, gibt es, stellten die Kinder rasch fest. Er sei vorsichtig, hilfsbereit und möchte seine Freunde schützen. Über den Jemen, das Heimatland des neuen Mitschülers, wissen aber auch die Förderstufen-Schüler wenig. Pedram versucht, Verständnis für Flüchtlinge bei den jungen Heusenstammern zu wecken. „Glaubt ihr, Hakim würde lieber im Jemen bleiben, wenn es dort keinen Krieg gäbe?“ Wieder stimmen die meisten zu. Es gibt aber auch einen Einwand: „Von hier kann er seiner kranken Oma viel besser helfen!“

Und was kann man von Leuten wie Hakim lernen? Die Sprache, wie es in anderen Ländern aussieht, die Kultur, sammelt der Darsteller von Creative Change. Die multikulturelle Gemeinschaft der 6c kann sich auch gut vorstellen, wie man sich fühlt, wenn man fremd ist: Man ist nervös, einsam, ängstlich, alles ist einem peinlich, beschreiben die Schüler. Die Klasse könnte mit dem „Neuen“ reden und ihn zu gemeinsamen Unternehmungen einladen.

Creative Change entstand aus dem People’s Theatre, das ebenfalls mit dem Medium des Darstellenden Spiels arbeitet und präventiv gegen Gewalt aktiv ist. Die Schauspieler, Pädagogen, Sozialarbeiter und Studenten in seiner Gruppe arbeiten eher projektbezogen, lehrt Pedram. Als sie Aufträge an Schulen in Ostdeutschland wahrnahmen, riet man ihnen, im Nachbarort zu übernachten. Ein Direktor verabschiedete sie mit den Worten, er sei froh, dass sie gingen. „Dort haben sie immer noch Angst, dass Flüchtlinge ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen“, zeigt der Sprecher Verständnis. Und baut auf den Nachwuchs, der auch in den neuen Bundesländern offen für ihre Botschaften ist.