Gudrun Rühl nach fast 50 Jahren im Vorzimmer von fünf Bürgermeistern in den Ruhestand verabschiedet Zuckertüte zum „ersten Pensionstag“

Nach fast 50 Jahren Dienst in der Stadtverwaltung Heusenstamm wurde Gudrun Rühl (Dritte von links) in den Ruhestand verabschiedet. Zu den Gratulanten gehörten Bürgermeister Halil Öztas, Erster Stadtrat Uwe Michael Hajdu und Kolleginnen. Fotos: m

Heusenstamm (m) - Fremde sollen sie schon mit „Frau Bürgermeisterin“ angesprochen haben, wird gemunkelt.

Immerhin saß sie länger in der Schaltzentrale der Schlossstadt als die fünf Männer, die deren Geschicke lenkten. Jetzt räumte Gudrun Rühl ihren Platz im Vorzimmer, um mit Schulranzen und Zuckertüte in die Pension zu starten. Das feierte sie am Freitag vergangener Woche im kleinen Kreis im Bürgermeisterzimmer im Schlossrathaus und dann mit allen Mitarbeitern im großen Sitzungssaal.

„Ohne das Rathaus wird deine Freizeit wohl grenzenlos sein“, stimmte ihre langjährige Kollegin Annette Sattler zur Melodie von Reinhard Meys Evergreen „Über den Wolken“ an. „Keine Ängste, ob du einen Termin verpasst, kein Wecker-Klingeln“, malte die Mitarbeiterin die Zukunft der Scheidenden in rosa Farben und erinnerte an jeden einzelnen Chef.

Gudrun Rühl hatte 1969, also vor fast 50 Jahren, bei Bürgermeister Hans Hemberger in der Stadtverwaltung ihre Lehre begonnen, damals noch im alten Rathaus an der St. Cäcilia-Kirche. Sie saß im Personalamt und übernahm bald eine Vertretung im Vorzimmer des Leiters der Verwaltung.

Sie kehrte noch einmal kurz an ihre erste Stelle zurück, blieb dann aber in der Nähe Hembergers.

Von diesem Schreibtisch aus assistierte sie auch dessen Nachfolgern Adolf Kessler, Josef Eckstein, Peter Jakoby und Halil Öztas. Letztere Drei bedankten sich bei der neuen Pensionärin und gratulierten. „Ich wurde noch nie so liebevoll eingearbeitet“, lobte Cornelia Löwenberg ihre Vorgängerin.

Bürgermeister Öztas überreichte ihr mit vielen Komplimenten die Urkunde zur Verabschiedung in den Ruhestand, auch Christiane Groitl aus dem Sekretariat des Ersten Stadtrats und Petra Frickel, die Vorsitzende des Personalrats, würdigten die Leistung der Gudrun Rühl.

„Ganz egal, wir feiern erstmal“, sangen Hendrik van Eck, Karl-Heinz Kühnle, Dieter Missal und Michael Brand nach der Melodie von „Que sera“, begleitet von Gundi Wilz an der Querflöte.

Die Kolleginnen Claudia Polzer, Sattler und Löwenberg hatten für die Verabschiedete einen Ranzen mit Stundenplan und Schulheften gepackt sowie eine schwere Zuckertüte zum „ersten Pensionstag“ gefüllt. Ehemalige Bedienstete machten das neue Mitglied in ihrem Kreis mit der freitäglichen Frühstückstradition vertraut.

Die Gefeierte verzichtete auf große Reden und eröffnete ein Büfett. Für den Start in ihre arbeitsfreie Zeit möchte sie „erstmal nichts machen“, einfach ausruhen, erklärte sie. Grundsätzlich möchte sie nun öfter ihren Enkelsohn sehen und sich mehr ihrer 90-jährigen Mutter widmen. Daneben hält sie sich im Sportstudio und beim Nordic Walking fit, zu Hause klimpern die Stricknadeln, verriet sie. Sprach’s und ward am Wochenende in fröhlicher Runde auf dem Weinfest gesichtet.

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